von foodhunter
Kategorie: Restaurants

Lunch bei Ali Güngörmüs. Pageou in den Fünf Höfen

Lunch bei Ali Güngörmüs. Pageou in den Fünf Höfen

Der Laden brummt. Es ist Samstagmittag. Reserviert haben wir nicht, doch der Service macht es möglich: wir bekommen einen Tisch. Das Publikum ist Upperclass, teure Designer-Handtasche trifft auf Zwirn und Einstecktuch. Die Atmosphäre trotzdem locker, Chef Ali Güngörmüs flitzt selber zwischen Küche und Restaurant hin und her. Rote Bäckchen hat er, ist ja viel zu tun an diesem Tag. Wir sind im “Pageou”, Münchens neuester Gourmet-Adresse. 35 Euro für ein 2-Gang-Lunch ist allerdings auch eine klare Ansage. 

Autor Sabine Ruhland, Fotos Sabine Ruhland

Ambiente beeindruckend. Säulen, meterhohe Decken, hier und da ein Tupfer Gold oder Rot, wahnsinnig bequeme Ledersessel und runde Holztische, die wie Schokoflocken zwischen weiß eingedeckten Tafeln blitzen. Dass Ali Güngörmüs selber da ist, ist so erfreulich wie verwunderlich, schließlich hat er noch sein Sternelokal “Le Canard Nouveau” in Hamburg zu betreuen, jettet zwischen den Städten hin und her. Er offenbart sich als charmanter Gastgeber, serviert oder schenkt Wein nach und versetzt die Gäste mit seinem Lächeln augenblicklich in eine entspannte Stimmung.

Die Karte zeigt sich klein und fein. Wir entscheiden uns für die Empfehlung des Service: Zur Vorspeise Erbsensuppe mit türkischer Minze, danach “Schwarzer Heilbutt”. Die Erbsensuppe ist uns zu sahnelastig und in dieser kulinarischen Kategorie auch zu wenig raffiniert. Die paar verlorenen Erbsen im sahnigen Tal sorgen weder für Geschmack noch für einen Gaumenkitzel. Sehr gut hingegen die dazu gereichte Ziegenkäsetasche. Das auf der Karte erwähnte Plural  “krosse Ziegenkäsetaschen” leider eine kleine Übertreibung.

Pageou München, restaurant München, Foto Sabine Ruhland, www.foodhunter.de

An den Nachbartisch rollt derweil ein antiker Tranchierwagen, bestückt mit zwei krossen Vierländer Enten im Ganzen gebraten (serviert in 2 Gängen, ab 2 Personen). Gute Inszenierung, Chef Ali Güngörmüs übernimmt das Tranchieren selbst. Die Gäste beeindruckte Zuseher.

Auch bei uns rollt etwas an,  “Schwarzer Heilbutt mit Graupen”. Qualitativ nicht beeindruckend, zu wenig gewürzt und zu allem Übel findet sich nach dem zweiten Bissen das berühmte Haar. Der Service macht aus dieser Katastrophe das Beste, nimmt sofort beide Teller und entgegnet auf den Einwand unserer Begleitung, auf seinem Teller sei doch keines…  “Aber Sie wollen doch mit der Dame essen, da machen wir zwei neue Gerichte.”

Was kommt, ist ein versöhnlich stimmender Heilbutt, der in Optik, Biss und Würze die Messlatte deutlich höher setzt. Als Begleitung ein Grauburgunder Kalkmergel vom Weingut Friedrich Becker aus der Pfalz. Füllig am Gaumen, zurückhaltend im Alkohol, sehr angenehm. Dazu ein Lächeln vom Chef, der den Wein nachschenkt. “Ich hoffe, es ist alles gut jetzt?” Ja, alles gut.

Pageou
Kardinal-Faulhaber-Str. 10, 1. OG 
80333 München 
Tel. 089 24231310
Di-Fr 12-14.30 Uhr, 18.30-22 Uhr
Sa 12-15 Uhr, 18.30-22 Uhr
www.pageou.de

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