von foodhunter
Kategorie: Regional & Delikat

Bischofsmützen, Rote Zentner und Lady Godiva – Kürbisse

Bischofsmützen, Rote Zentner und Lady Godiva - Kürbisse

Hübsch drapiert vor Blumengeschäften, als Deko für Erntedank-Aktionen, als Dauergast in herbstlichen Rezeptvorschlägen oder als grinsendes Halloween-Gesicht. So kennen wir Kürbisse. Jeder mag sie, liebt ihre Knubbel und ihre urkomischen Formen. Ein wahres Kürbis-Paradies liegt vor den Toren Münchens, denn Walburga Loock hat den “Kaiser des Gartens” in allen Variationen.

 

Autor Sabine Ruhland, Fotos ©Foodhunter

 

“Ich finde Hokkaido je eher langweilig”, sage ich und erwarte heftige Gegenargumente seitens der Kürbis-Königin Walburga Loock. Doch die nickt nur zustimmend. “Stimmt. Hokkaido ist mehlig und eher geschmacksarm.

 

Andere Sorten könnten den Kürbissuppen mehr Pep verleihen: Türkischer Turban, Marina di Chiogga, Blue Banana, Muscade de Provence oder Hubbard.” Sie muss es wissen, denn auf ihrem Acker wachsen 300 Sorten der Gattung Cucurbitae, Speisekürbisse.

 

Ein Besuch des selbigen erinnert an Ostereiersuchen, denn sogar die Giganten, wenn sie sich in dunkles Grün hüllen, verschwinden im Blätterdickicht. So muss das Auge genau hinsehen, um die Kürbisse zu entdecken: Bischofsmützen, Gelbe und Rote Zentner, Chamäleon, Acorn Cream, Lady Godiva, Butternut, Tonda Pandana oder Trompeta.

Manche noch im Babystadium, andere Teenager oder gar schon stattlich groß. Reif ist noch keiner. Erst wenn die Blätter abgestorben sind und die Kürbisse ungeschützt unter der warmen Herbstsonne nachreifen konnten wird geerntet. Ende September meist. Doch jetzt, im Sommer, wuchert es kräftig, verschlungene Triebe, die verschiedenen Sorten vertragen sich, wachsen neben- und ineinander.

 

Kürbisse, Foto Foodhunter (3)

Kürbisse, Foto Foodhunter (1)

 

Süß, kräftig, zum Braten, Dünsten oder Backen – Kürbisse sind vielseitig einsetzbar.
Zu den schmackhaftesten Kürbissen zählen laut Walburga Loock stets die grauen und grünen Kandidaten.

 

„Die reifen überdurchschnittlich lange und besitzen einen wunderbar nussigen Geschmack. Wie beispielsweise die Sorten „Delica“ oder „Delicata“ – wobei die beiden nur ähnlich klingen, aber nicht derselben Familie zugehörig sind.“ – Was sich schon in ihrem Äußeren bemerkbar macht: Delica wiegt rund 2 kg, ist dunkelgrün, hier und da mit hellen Narben, eignet sich als Rohkost, zum Braten, Dünsten oder Backen. Delicata ist länglich, hell mit dunklen Streifen, wiegt meist nur 400-800 Gramm und besitzt ein sehr gutes, süßes Fruchtfleisch, was ihn prädestiniert für Süßspeisen und Desserts.

Ihr Wissen hat sich Walburga über viele Jahre angeeignet, hat sich Anfang der 90er Jahre Kürbissamen aus aller Herren Länder besorgt, die Setzlinge mit der Hand gezogen, weil die Keimlinge oftmals von den Schnecken gefressen wurden, bevor ihr Blattgrün das erste Sonnenlicht erblickte. Damals wurde sie von den benachbarten Landwirten belächelt und verkaufte ihre ersten Ernten direkt an Käfer, Dallmayr, Hans Haas oder große Hotels.

 

Kürbisse, Foto Foodhunter (2)

 

Heute liefert der Großmarkt an die Münchner Gastronomie, doch Walburga Loock hat längst neue Geschäftsfelder eröffnet und ein Kürbis-Kochbuch geschrieben. Ihre Leidenschaft für Curubita maxima, den Riesenkürbis, Curubita pepo, den Gartenkürbis oder Curubita moschata, den Moschuskürbis, ist auch bei ihr seit Kindertagen vorhanden. „Weil es unglaublich war, wie sich die Pflanze über ein Gartentor rankte und oben einen 20 kg Kürbis scheinbar schwerelos baumeln ließ“, erzählt sie.

Zwischen ihren Kürbissen wachsen Sonnenblumen und Tomatenstauden. „Die locken zusätzlich die Bienen an“, sagt Walburga. Das Bienenvolk lebt ebenfalls auf dem Hof, ein befreundetes Ehepaar aus München kümmert sich um die Pflege. „Weil ohne Bienen geht nichts auf dem Acker. Die weiblichen und männlichen Blüten der Kürbisse müssen bestäubt werden und nur aus den weiblichen werden letztlich die Früchte.“

 

Kürbisse, Foto Foodhunter (4)

Walburga macht schon den Kleinsten Appetit auf Kürbis, nicht nur mit Rezepten wie Kürbiseis, Spaghettikürbis oder Kürbismuffins, sondern auch, weil sich das ein oder andere Kind in den jungen Kürbissen verewigen darf. „Der Name wächst mit. Und die Kinder rennen mit Begeisterung zu ihrem Kürbis, um zu sehen, wie große er schon ist. Kürbisse bringen eben Alt und Jung zum Strahlen – das ist das eigentliche Geheimnis der Frucht.“

Hofgut Sickertshofen, 85247 Schwabhausen
www.kuerbis-paradies.de

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