Piemont

Ein Wintermärchen

Monferrato

Genuss zu jeder Jahreszeit

Autor Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter

Novemberblues in München. Also Richtung Italien. Nach der Brenner-Überquerung empfängt uns, was wir erhofft haben. Sonnenschein und ein wolkenloses Himmelblau. Frühlingsgefühle stellen sich ein. Unsere Reise geht ins Piemont. Genauer in die Region Monferrato, die wir vor über vier Jahren das erste Mal besucht haben.

Damals war Monferrato noch im Dornröschenschlaf, Informationen im Internet in deutscher Sprache kaum zu finden und es gab nur wenige interessante Übernachtungsmöglichkeiten.

Inzwischen hat die Region den Tourismus entdeckt. Mehr Leben scheint Einzug gehalten zu haben, mehr Hotels und Restaurants haben geöffnet, andere ihren Standard erhöht. Es lohnt sich, Monferrato zu besuchen – auch im frühen Winter. Wobei wir Glück haben. 9-12 Grad Tagestemperatur, Sonne und in Gold getauchte Hügellandschaften.

Wir besuchen das Weingut Tenuta Tenaglia von Sabine Ehrmann, gehen mit Mario auf Trüffelsuche, kaufen auf dem Trüffelmarkt in Castelnuovo don Bosco, entdecken Moncalvo, die kleinste Stadt Italiens, besuchen ein absolut umwerfendes Restaurant und eine Drogheria, die neben Waschmittel und Süßigkeiten auch einen Schatz birgt. Wir spazieren mit einem engagierten Olivenöl-Hersteller durch sein Paradies aus 1000 Bäumen – und das alles in zwei Tagen.

Weingut Tenuta Tenaglia

Sabine Ehrmann und ihre Passion für guten Wein

Jeder Wein hat eine Geschichte

Auch Timorasso und Grignolino gedeihen prächtig

 

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Eigentlich dachten wir an einsame Wintertage auf einem entlegenen Weingut im Monferrato, doch bei Sabine Ehrmann geht es  lebhaft zu. Der Geländewagen mit dem eleganten italienischen Paar steht schon früh am Morgen vor der Türe und danach ist den ganzen Tag ein Kommen und Gehen, ein Verkosten, Fachsimpeln und Einkaufen. Italiener, Deutsche, Schweizer, Franzosen. Längst hat sich auch die Region Monferrato einen guten Namen bei Weinliebhabern gemacht. Längst gehört das Weingut Tenuta Tenaglia dazu. 30 Hektar, auf denen Sabine Ehrmann mit ihrem Oenologen Roberto Giacone u.a. zwei Weißweine produzieren lässt.

“Die Weine werden leichter, auch in Italien”, sagt sie und offeriert uns ihren Piemonte Chardonnay.2014.  Aromen von Akazie und frischem Apfel verbinden sich mit einer angenehmen Säure zu einem unbeschwerten Trinkgenuss, der vor allem im Sommer Freude schenkt, aber auch zu Fisch und Meerestieren an kalten Tagen gut passt. Anders der Olte, ein Wein aus 100 % Chardonnay, Fermentation in kleinen, neuen Eichenfässern, danach 12 Monate Lagerung in französischen Barriques und acht Monate Reife in der Flasche. 13 vol.%. Nur 1.000 Flaschen dieses Weines kommen pro Jahr auf den Markt.

Timorasso – seltene Sorte des Piemont

Die Geschichte ist bezeichnend: Bei der Erbteilung erhielt Walter Massa nicht den wertvollen Teil des Hofes, die Obstbäume und das Vieh, sondern die Weinberge. Wäre es umgekehrt gelaufen, wäre der Timorasso wohl in der Versenkung verschwunden, doch Walter Massa macht daraus Wein und versucht auch andere Winzer zu überzeugen, der autochtonen Rebe Norditaliens eine zweite Chance zu geben. Bei Sabine Ehrmann hatte er Glück, einen Hektar groß ist ihre Unterstützung für Timorasso.

“Timorasso ist sehr selten im Piemont, denn es ist eine spätreifende Sorte, wuchsstark und nur mäßig ertragskräftig, weshalb man sie zugunsten fruchtbarerer Sorten fast völlig aufgegeben hat”, erklärt Sabine Ehrmann, die eine Passion hat für die alten Reben. Auch der Grignolino, die autochtone Traube des Piemont, wird auf ihrem Weingut angebaut. Daraus entsteht der Grignolino del Monferrato Casalese (100 % Grignolino) und der Monferrato Chiaretto Edenrose, ein Rosé aus 70 % Barbera und 30 % Grignolino. [/column]

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Die Hauptproduktion ist natürlich der Barbera. Davon entstehen jährlich drei Spitzenweine, die in Barriques und Tonneaux reifen.

Uns gefällt besonders der Barbera d’Asti Bricco. Der Wein ist von einem intensiven Rubinrot, duftet intensiv nach Gewürzen und roten Früchten, die auch am Gaumen bleiben. Bricco bedeutet auf piemontesisch „kleiner Hügel” und dort entsetht er auch, auf den Hügeln liegt unterhalb des Weingutes in der Gemeinde Serralunga di Crea.

Der Monferrato Rosso DOC „Paradiso“ Syrah ist ein perfekter Winterwein, kommt auf Engelsflügeln mit einer Komposition der Aromen: Noten von schwarzem Pfeffer, Himbeeren und roter Beerenkonfitüre. Am Gaumen erweist sich der Wein als elegant. – Elegant auch der Barbera d’Asti “Emozioni”. Sein Duft enthält Spuren von reifen roten Früchten mit einer intensiven Vanille-Note und leichten Röststoffen. Der Wein ist vollmundig, von großer Struktur, im Abgang ein nachhaltiger Geschmack von Pflaumen. Der ideale Wein für Barrique-Liebhaber.

Eine Hommage an Alois Ehrmann – 1930 Barbera del Monferrato Superiore DOCG

Dieser Wein hat Sabine Ehrmann ihrem Vater zum 80. Geburtstag gewidmet. Für den 1930 werden die allerbesten und ältesten Trauben verwendet. Nach der Gärungen im Edelstahl kommt die Hälfte dieses Weines in neue Barriquefässer, die andere Hälfte in neue Tonneaux (500 Liter). Nach einem Jahr wird der Wein zusammengeführt und abgefüllt. Dieser Wein reift mindestens 8 Monate in der Flasche. Das Ergebnis: ein intensives Rot mit violetten Reflexen. In der Nase duftet er nach schwarzen Beeren und präsentiert sich am Gaumen harmonisch und opulent mit einer Vanille-Note.

Zwei Ferien-Apartments mit Blick auf die Weinberge.

Gleich neben der Vinothek hat Sabine Ehrmann zwei geschmackvolle Ferien-Apartments eingerichtet. Wir haben das Maisonette mit Panoramafenstern, die einen Blick auf die Weinberge schenken. So kann uns eine ausgiebige Verkostung nichts anhaben und dauert bei Kaminfeuer und Kerzenschein bis in den späten Abend. Winter mal anders.

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Tenuta Tenaglia Monferrato Piemont, Weingut Tenuta Tenaglia

Tenuta Tenaglia Monferrato Piemont, Weingut Tenuta Tenaglia

Drogheria in Moncalvo

Das geheime Hinterzimmer

Moncalvo im Monferrato gilt als kleinste Stadt Italiens. Direkt am Marktplatz befindet sich die «Drogheria». Ein Laden wie aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit. Gut 100 Jahre ist dieses Feinkostgeschäft schon am Ort. Kaffeebohnen lassen sich aus dem Automaten ziehen, Süßigkeiten warten in bauchigen Gläsern darauf, von Naschkatzen ergattert zu werden, es gibt eingelegte Sardellen, Pasta und Honig, hausgemachte Kuchen, aber auch Reinigungs- und Putzmittel aller Art.

Wer sich nicht auskennt wird das Geheimnis dieser Drogheria allerdings nicht zu sehen bekommen, denn vorbei am Tresen geht es in die Hinterzimmer. Bruno Micol, Chef in vierter Generation, zeigt uns seine Schatzkammern. Die Regale reichen bis zur Decke, beherbergen seit Jahrzehnten unangetastet. Weine, Öle, Essige. Rostige Gerätschaften hängen fast schon plakativ an den schwarzen Wänden. “Haben Sie auch Trüffeln?” Bruno nickt, öffnet ein kleines Türchen und kramt eine Holzkiste hervor. Auf blau-weiß kariertem Tuch ruhen die begehrten Trüffeln und verströmen einen intensiven Duft. 120 Euro zahlen wir für eine weiße Trüffel mit ca. 45 Gramm. Ein guter Preis, das Abendessen ist gerettet.

Drogheria Moncalvo

Drogheria Moncalvo

Drogheria Moncalvo

L' Antico Sapore del Pane Moncalvo

Nie mehr ohne diesen Apfelkuchen

Antico Sapore del Pane Moncalvo

Gleich neben der «Drogheria» offeriert ein Schaufenster Kuchengebilde die Kunstwerken gleichen. 1,80 Euro für 100 g. Die Grammangabe hat der begeisterte Foodhunter glatt übersehen.Aber selbst 9 Euro für so ein Aluschälchen voller Apfelkuchen sind jeden Cent wert, denn uns erwartet der beste Apfelkuchen, den wir je gegessen haben. Oder besser gekostet, denn dieses Backwerk war leider so gut, dass unsere italienische Gastfamilie  jede Hemmung fallen ließ und uns außer einem Probierhappen kein Stück davon übrig ließ.

Die Bäckerei und Konditorei «L’ Antico Sapore del Pane Moncalvo» arbeitet nach alten Rezepten und mit besten Zutaten. Leicht zu finden auf dem Marktplatz in Moncalvo. Die Einrichtung schmucklos, aber die Kuchen ein Must-have für jeden Foodhunter.

Veglio Piero Olivenöl

1200 Bäume mit dem Segen von La Crea

Die Blicke, die sich Valentino Veglio und sein Vater Piero zuwerfen, sind innig. Auch Mama Gilda, die immer eilig herumwirbelt zwischen den Gebäuden des romantischen Hofes, trägt die Herzlichkeit in den blitzenden Augen. Maiskolben verschiedener Sorten schmücken die Hauswand. Jeder Mais mit anderen Charaktereigenschaften, anderen Farben, einer anderen Struktur – ein unschätzbares Erbgut. Auf dem Land der Veglios gedeihen die alten Maissorten noch, werden zu bester Polenta verarbeitet und ein kleiner Teil geht an die Hühner, die dafür Eier von unvergleichlichem Geschmack schenken.

Pasta Fresca steht auf einem Schild an der Stallwand. „Wenn die Hochsaison ist, kochen wir authentische piemonteser Küche“, sagt Valentino und wirft gemeinsam mit uns einen verträumten Blick auf die Hügel des Piemont, die von der Sonne in magisches Licht gehüllt werden. Dass wir hier in einem kleinen Garten Eden sind, ist unübersehbar und wird umso deutlicher als Valentino uns mitnimmt zu seinem Schatz, seinen Olivenhainen.

Sein Auto hat sich längst jeglicher Stoßdämpfer entledigt, was angesichts der täglichen Schlaglochpartie kaum verwunderlich scheint, die Serpentinenstraße windet sich holprig immer höher hinauf.

Dann tauchen sie auf, die Olivenbäume, winken mit silbrigem Blätterdach. Rund fünf Hektar, ein Paradies aus 1200 Bäumen. 14 Sorten gedeihen: darunter Leccino, Maurino, Carboncella, Grignan, Moraiolo, Frantoio, Leccio del Corno und Picholine. Schüttelmaschinen werden nicht eingesetzt, geerntet wird von Hand, auch keine Chemie quält die gesunde Erde. Statt dessen ein Summen und Rascheln und der Duft von dicken, kräftigen Rosmarinbüscheln am Wegesrand. Valentino lächelt, wenn er seinen Hain betritt. Jeden Tag freut er sich wie ein Kind an den Bäumen, die er liebt und hegt und großzieht wie seine Kinder.

Alles entstammt dem Ur-Olivenbaum von Tenuta Tenaglia

Olivenbäume gehören zwar seit Jahrhunderten zur Region Monferrato, doch der Wein hat dem Olivenöl bald den Rang abgelaufen. Die Veglios sind Pioniere des im Piemont angebauten Olivenöls, haben sich Rat geholt bei Kollegen aus der Toskana und Ligurien, verschiedene Sorten gepflanzt, um herauszufinden, welche sich besonders eignet, um auf dem sonnigen Hochplateau reiche Ernte zu schenken.

„Die Bäume wurden 1997 durch Stecklinge erhalten, die von einem mehr als Hundert Jahre alten Olivenbaum stammten, der auf dem Weingut Tenuta Tenaglia steht. – Weshalb es außer Frage steht, dass Sabine Ehrmann das feine Olivenöl auf ihrem Weingut verkauft.

Das erste Öl konnte Valentino Veglio 1997 abfüllen. Jeder Arbeitsschritt Handarbeit, die alte, gusseiserne Pressmaschine immer noch in Betrieb. 18.000 Flaschen entstehen pro Jahr und die Qualität des Öls ist so gut, dass selbst die Japaner und das japanische fernsehen schon da waren. Stolz zeigt uns Valentino einen Aktenordner mit Artikeln, fein säuberlich in Plastikfolien konserviert – und in japanischer Sprache.

Kalt gepresst das Öl, drei Sorten gibt es. Das historische Evento mit den Aromen von Wiese und Mandeln, ein perfektes Olivenöl für Gegrilltes, Salate , Gemüse, Pasta. Dann das Robur, benannt nach dem ersten Sohn. Hell ist es, von einem intensiven Goldton und duftet stark nach Tomaten. Das dritte Öl: Origini wird ausschließlich aus den kleinen Oliven der Frantoio-Familie gewonnen.Unser Tipp: Einkaufen vor Ort!

Azienda Agricola Cascina “Veglio Piero”, Coletto 2, Moncalvo. Tel + 39 3292184316. www.olioveglio.it

 

Autor Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter

Früher war es ein Pub, heute ist es eines der besten Lokale in der Region: das Corona Reale in Moncalvo. Die zarte Köchin Sonia, die mit Mann Domenico das Lokal betreibt, ist Autodidaktin. “irgendwann habe ich begonnen, kleine Speisen fürs Pub zuzubereiten und die Gäste waren begeistert. Also haben wir uns in diese Richtung weiterentwickelt.”

Mit Erfolg, ohne Reservierung geht selbst an einem gewöhnlichen winterlichen Samstagmittag nichts. Viele Gäste, die spontan um einen Tisch ersuchen, muss Domenico vertrösten. Im ersten Stock ein Geburtstagsfest. Im Nebenzimmer Geschäftsessen und gesellige Runden. Neben uns ein verliebtes Paar und eines, das sich  trotz 30-jähriger Ehe immer noch etwas zu erzählen hat.

Es ist das charmante Ambiente und die gute Küche, die sie anzieht. Schließlich gibt es Piemonteser Küche  in Vollendung, gemixt mit Raffinesse und Kreativität. Eines sei gesagt: wir bestellen “kleine” Portionen und kriegen doch gewaltige Mengen. Domenico schmunzelt. Das Piemont speist gehaltvoll und üppig, meint er.

Bereits der erste Starter zeigt sich mit geballter Aromenkraft: Eingelegte Kastanien, gut verpackt  in Blätterteig, flankiert von Honig und Walnussstückchen, ummantelt von Lardo. Sensationell, denn Süße, Knusprigkeit, zarter Schmelz und Crunch vereinen sich in einer einzigen Speise.

Corona reale2

 

Corona reale

Mit diesen Textur und Geschmackskombinationen geht es weiter. Eine eingelegte Birne, noch mit gutem Biss und ohne Schale kommt mit Zweierlei Blauschimmelkäse. Wunderbar.

Es folgt Girello di Fassons in slasa tonnata. Das Fleisch, zart und von bester Qualität, zergeht auf der Zunge und die Thunfischsauce ist raffiniert gewürzt.

Der nächste Gang sind Artischockenherzen, in einer Trüffelkäsesauce und in einem Blatt aus Blätterteig ruhend. Gehaltvoll genug, um als Vorspeise auch den hungrigsten Gast zu besänftigen, doch Sonia bringt noch eine weitere Spezialität des Hause. Röscher Toast mit Pilzen und Trüffeln, serviert auf Pergamentpapier. Wir kapitulieren.

Corona Reale, Via Boggeri, 22, 14036 Moncalvo AT, Italien, Telefon:+39 0141 917130.
Öffnungszeiten: Fr, Sa, So, Di, Mi, Do 12-15 und ab 18 Uhr. Mo geschlossen. 

Trüffelsuche im Piemont

Ein gutes Jahr für Wein, ein schlechtes Jahr für Trüffeln

"Niente"

Die feine Spürnase findet nichts

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M  ario nimmt uns mit zur Trüffelsuche. Seine Hündin Ira ist so dürr, dass ihre Rippen wie das Geäst der blätterlosen Bäume wirken. Hungrig ist sie – wäre sie es nicht würde sie nicht nach Trüffeln suchen. Doch in diesem Jahr ist die Ernte mager.

Ein gutes Jahr für den Wein ist ein schlechtes Jahr für die Trüffeln, heißt es. Denn die brauchen viel Regen und den gab es im Piemont in diesem Jahr kaum. Ira müht sich, verschiedene Plätze fahren wir ab, doch es ist nichts zu finden.

Mit gutem Willen lässt sich das ein oder andere Bröckchen als stecknadelkopfgroße Trüffel identifizieren. Die zitternde Ira kriegt ihre Belohnung, Mario ist kein Unmensch. Dabei sind Trüffelsucher harte Kerle und der Kleinkrieg um Reviere keine harmlose Angelegenheit. Aufgestochene Reifen sind da an der Tagesordnung. Ebenso wie gestohlene Hunde. Zwei Welpen wurden Mario kürzlich aus dem Zwinger entwendet.[/column]

[column md=”6″]„Ich gehe am liebsten in der Nacht auf die Suche“, erzählt Mario. „Kein Lärm, keine Ablenkung durch andere Trüffelsucher, Jäger oder Hunde.“

Es ist Ende November und so wie es aussieht, sind die besten Plätze an diesem frühen Morgen bereits abgegrast. Mario fasst sich ans Kinn. „Niente“, flüstert er und schüttelt den Kopf. „Niente.“

Dabei kann die feine Hundenase jeden Tag auf etwas stoßen, denn Trüffeln wachsen unterschiedlich schnell heran und verströmen daher auch zu unterschiedlichen Zeiten ihren Duft. Wo Ira gestern nichts fand, könnte schon heute ein sensationeller Fund schlummern. Doch auch nach anderthalb Stunden durch Wälder und entlang matschiger Bachläufe findet die Spürnase nichts. Mario ist es sichtlich peinlich, uns keinen Fund bieten zu können. Wir sehen es nicht so kritisch, unser Vorteil ist der Luxus des käuflichen Guts auf Trüffelmärkten. Wir bezahlen ihm und seiner Hündin gerne 50 Euro für die Zeit und die Mühen und schmusen dafür noch ein bisschen mit Ira, die unser Hundebesitzer-Herz rührt. [/column]
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Castelnuovo don Bosco

Trüffelmarkt für Einheimische

Wer kein Glück hat bei der Trüffelsuche hat, geht auf einen der Trüffelmärkte. Oktober, November und Dezember sind Hochzeiten für Trüffelmärkte im Piemont. Wir entlocken den Einheimischen einen Geheimtipp: den Trüffelmarkt in Castelnuovo Don Bosco. Zu unserem Glück gesellen sich zur Trüffel die anderen Spezialitäten der Saison, denn es ist Wochenmarkt.

Wir entdecken die schärfsten Habaneros und hausgemachte Salami, Haselnüsse aus dem Piemont inklusive antiquierter Nuss-Knackmaschine, Trüffelkäse aller Art, Bacalhau, Honig, Kohl, Salate und Spinat. Foodhunter im Foodtaumel. Es dauert nicht lange und unsere Taschen sind gut gefüllt. – U.a. mit einem italienischen Winterspinat (2 kg für 2 Euro), der uns, zurück in München eine ultimative Gaumenfreude schenkt.

Tipp “schnelle Zubereitung frischer Spinat”: Spinat von Wurzeln und Dreck befreien, die dicken Teile der Stiele wegnehmen. Frischen Knoblauch (wichtig, da ohne den grünen Strunk und damit ohne unangenehmen Geschmack am nächsten Tag) und Schalotten klein würfeln, mit gutem Olivenöl und Butter in einer großen Pfanne bei nicht zu großer Hitze andünsten. Den Spinat in die Pfanne dazugeben und bei kleiner Hitze zusammenfallen lassen. Salzen, fertig.

Was angesichts der Farbenpracht nicht sofort auffällt: der Markt bietet nur feil, was die Saison zu bieten hat. Paprika, die nun nicht mehr rot ist, sondern allenfalls orangefarbene Schattierungen besitzt. Kohl aller Art, Wurzelgemüse. Es findet sich Eingelegtes, Gesalzenes, Getrocknetes. – Exotisches für diese Zeit wie beispielsweise Tomaten sehen wir keine.

Gut gesichert: kein Trüffelmarkt ohne Polizeipräsenz 

Wir schlängeln uns durch kleine Gassen, in denen wir keine andere Sprache hören als italienisch. Am Rathausmarkt dann der Trüffelmarkt. Nur wenige Stände, die Polizia allgegenwärtig. Die größte Trüffel wird gekürt, die schönste und die wertvollste. Keine davon ist passend für unseren Geldbeutel.

Doch am Stand nebenan werden wir fündig. Schwarze Wintertrüffeln stehen auf unserer Einkaufsliste und jedes Feilschen ist ein unterhaltsames Vergnügen für die umstehenden Italiener. Da wir des Italienischen mächtig sind, fallen eventuelle touristische Preise schnell unter den Tisch und unsere Hartnäckigkeit macht sich bezahlt.