BORDEAUX

Grand Flair. Grand Cuisine. Grand Châteaux

Grossartiges Lebensgefühl

Atlantik, Flüsse, Wein & Berge

„Ich liebe diese Stadt, weil sie mir alles bietet: ich kann ans Meer, habe kilometerlange Sandstrände, kann durch die Weinberge radeln, überall gut essen und noch besser trinken, es weht immer eine leichte Brise, es gibt wunderbare Geschäfte und das Leben und die Leute sind entspannt“, sagt Sophie. Seit vier Jahren lebt sie in der Stadt an der Garonne, der Insider längst den Vorzug vor Paris geben. „Hier ist es ja wie in Paris, die Architektur, die Straßen, die Eleganz, aber eben nicht so laut, so hektisch.“  

Autorin Sabine Ruhland, Fotos ©Foodhunter

 

In der Tat, mit rund 250.000 Einwohnern ist Bordeaux überschaubar. Eine historische Stadtkulisse, an der die Garonne vorbeizieht wie ein ewig sich verzehrender Liebhaber. 1.810 Hektar der Stadt sind Weltkulturgut der UNESCO, denn modernisiert wurde stets mit sorgfältiger Hand.

Die beste Reisezeit ist von Frühjahr bis Spätherbst, vor allem September und Oktober. Mildes Klima, viel Genuss, denn das Bordelais, wie die Franzosen die Gegend nennen, ist ein Schlaraffenland.

An erster Stelle steht der Wein. 3.000 Châteaux geben ihr Bestes, fast alle nach vorheriger Anmeldung für Besichtigungen und Weinproben geöffnet. Gefolgt von der guten Küche, denn Land und Meer offerieren einen gastronomischer Parcours, den es zu entdecken lohnt. Unsere Empfehlung: mindestens eine Woche bleiben, eine Radtour machen und für den Ausflug ans Meer ein Auto mieten.

 

  • Bordeaux, Foodhunter, sabine_ruhland
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Glockenturm Pey-Berland

Blick auf die Kathedrale Saint-André

Pey-Berland, Bordeaux, foto foodhunter

Atemlos aus zweierlei Gründen: weil die 231 Stufen des engen Glockenturm (Foto links) ganz schön in die Beine gehen und für Schnappatmung sorgen.

In erster Linie aber, weil die Aussicht beeindruckend ist und sich die quälende Enge der Wendeltreppe am Ende gelohnt hat.

Die Besteigung des von der Kathedrale Saint-André isolierten Glockenturms bietet  auf zwei Terrassen Blick auf die Stadt, die erste in 40 Metern Höhe, die zweite in 50 Metern Höhe. Ganz Bordeaux liegt Betrachter zu Füßen, doch wer den Blick nach oben schweifen lässt entdeckt noch eine andere Schönheit: gekrönt  wird die Turmspitze  von der 6 Meter hohen Madonnen-Statue „Notre Dame d’ Aquitaine“.

Glockenturm Pey-Berland
Öffnungszeiten Hauptsaison:
10-13.30 und 14-18.30 Uhr
Place Pey-Berland, 33000 Bordeaux. 

Kathedrale Saint-Andre Bordeaux, foodhunter

Hochzeit der Trauben

Bordeaux-Weine - ein Meisterstreich

Bordeaux-Weine sind Bordeaux-Weine. Eine Klassifizierung für sich, bekannt die Weingüter, selten die Traubenreinheit.  Nun, was genau ist ein Bordeaux-Wein? „Wir nennen es Marriage – Vermählung“,  meint ein Winzer des Bordelaise stolz.

In der Tat lebt das Bordeaux nicht von typischen Traubensorten oder Jahrgängen, sondern von Cuvées, von Mischungen, Blends, Assemblagen oder wie immer man es nennen will. Mit „panschen“ allerdings, was böse Zungen gerne behaupten, hat  das nichts zu tun, vielmehr wird versucht Gutes in Bestes zu verwandeln und den Genießern aus aller Welt  einen wiedererkennbaren Geschmack zu garantieren.

 

Mit dieser genialen Marketingstrategie trotzt die Weinregion allen Widrigkeiten und Wetterkapriolen und hat statt dessen eine Marke erschaffen: die Marke Bordeaux. Mit Weinen, die keinen Vergleich scheuen müssen, weil es keinen Vergleich gibt. Teuer, hochgelobt und weltweit bekannt. Bordeaux-Weine – ein Meisterstreich.

 

Im Bordelais dürften bis zu fünf Sorten Rotwein gemischt werden, mehr nicht, ergänzt der Winzer. Das sei gar nichts, fügt er hinzu, dürfe doch ein Chianti aus bis zu 10-11 Weinen zusammengestellt werden.

Le Saint-James

Hotel-Restaurant mit Wow-Effekt

Bouliac liegt knapp 15 Minuten vom Zentrum Bordeaux entfernt. „Der Balkon von Bordeaux“ wird es auch genannt, en kleines Nest, das eine einzige Attraktion besitzt. Das Hotel und Restaurant Le Saint James mit Blick über die Weinberge, auf die Garonne und Bordeaux.

Wir machten leider den Fehler und wollten das Restaurant auf dem Berg mit dem Fahrrad erklimmen – nette Idee, aber die letzten 300 Meter „Totalsteigung“ gaben uns den Rest. Völlig erschöpft und in leicht desolatem Zustand kamen wir an, was der Gastfreundschaft keinen Abbruch tat. Sofort werden mit Erfrischungen versorgt.

Alte Kastanien, Palmen, Lichterketten und Romantik treffen auf moderne Kunst und Purismus. Koch des Gourmet-Restaurants ist nach Michel Portos und Christian Constant  Nicolas Magie und in der Tat zaubert er Sterneküche aus regionalen Produkten. TIPP: Das Hotel bietet in einer traumhaften Kochschule leger-lockere Kochkurse an, selbst für Familien oder „alter business“.

Perfekte Ergänzung zum kulinarischen Genuss ist die Übernachtung in einer der Suiten und das Ausspannen am nächsten Morgen am wahrlich traumhaften Pool.

Le Saint James,
3 place Camille Hostein
Ca. 245 Euro pro Nacht
33270 Bouillac
Tel +33/557/970600
www.saintjames-bouliac.com

 

Le Saint James, Hotel Restaurant Bordeaux, foodhunter

Kulinarische Tipps

Essen. Trinken. Lebensgefühl.

Zu Gast im Château Magnol

Den Erfolg begründete "French Tom"

  • Chateau Magnol, Chateaux Bordeaux, Bordeaux Wein (8)
    Château Magnol ist heute noch die Zentrale von Barton & Guestier
  • Am Abend taucht das Schloss in ein tiefes Rosé - zur Freude der Gäste
  • Gediegene Räumlichkeiten und nur 7 Gästezimmer
  • Salon du thé oder besser Salon du vin - mit direkten Blick auf Garten und Weinberge
  • Der wertvolle Weinberg von Château Magnol
  • Laurent Prada, Önologe von B&G, scheint jede persönlich Traube zu kennen
  • "Trio infernale": Bernard Filloy, Laurent Prada und Alexandra Vnukovskaya (Vertrieb)
  • Einer der zahlreichen Weinkeller, gefüllt mit den besten Flaschen ...
  • … aus allen Teilen des Bordeaux

Die französische Staatsangehörigkeit haben sie immer noch nocht, die Bartons. Es sind im Herzen Iren geblieben, seit der erste ihrer Sippe, Thomas Barton 1725 nach Bordeaux ging, um Weinhandel zu betreiben. Schnell wurde er der Shootingstar des Weinhandels, bekam den Spitznamen „French Tom“. Irland und Holland waren verrückt nach Bordeaux-Weinen und Thomas Barton befriedigte ihre Gier.

Anfang des 19. Jahrhundert übernahm der Enkel Hugh Barton die Geschäfte, tat sich mit seinem Freund Daniel Guestier zusammen, und gründete mit ihm Barton & Guestier – bis heute ist Barton & Guestier der größte Weinhändler in Bordeaux.

Das Herz des Unternehmens ist Château Magnol, nur auf Einladung zu betreten, ein „Gästeschloss“ mit Büros und Weinschule. Zudem gehören zu Château Magnol  30 Hektar Rebfläche in der Haut-Médoc Weinregion. Der Boden geprägt von Kies und Sand, also  perfekt geeignet für Cabernet Sauvignon, aber auch für Merlot.

 

Balance und Kontrast

Der Wein zum Essen - ein ewig Spiel mit dem Gaumen

Chateau Magnol Bordeaux, foodhunter

Chateau Magnol Bordeaux, Barton & Guestier, foodhunter

Die Bordelaiser Küche ist deftig. Alt-französisch sozusagen mit viel Fleisch, Fett und deftigen Saucen. Sahne, Butter, Creme fraîche, immer rein damit ins Töpfchen. Empfindliche Mägen könnten daran zu knabbern haben. Doch die Küche passt zum Wein: wer deftig isst, dem sei schon mittags ein guter Rotwein vergönnt.

Die Weinschule von Château Magnol schärft alle Sinne für Wein und Essen. Es beginnt mit der Farbe des Essens. Rotwein passt perfekt zu Huhn in Tomatensauce während ein Weißwein helle Saucen liebt. Sommeliers können entscheiden, ob der Wein eine Balance zum Essen darstellen soll oder einen Kontrast. Bestes Beispiel ist die Fois gras, zu der ein Barton & Guestier Sauternes mit seiner Süße und Vollmundigkeit ebenso gut passt wie ein kontrastierender Médoc, reich an Struktur und Gerbstoffen.

Die Workshops auf Château Magnol lassen tief blicken in die kulinarische Vielfalt zwischen Wein und Essen. – Einer, das ebenso beherrscht wie die Sommeliers ist der Chefkoch Frédéric Prouvoyeur, seit Jahrzehnten an der Herden der Schlossküche.

Kochen im Schloss

Zucchiniblüten, Jakobsmuscheln, Languste und Charolais

Miroir d'eau

Die schönste Pfütze der Welt

Bordeaux ist ein Touristenmagnet und die neueste Attraktion ist der „Wasserspiegel“ (Miroir d’eau) an der neugestalteten Uferpromenade.Knapp 3.500 qm groß und bedeckt von einer zwei Zentimeter dünnen Wasserschicht – glatt wie ein Spiegel, in den Himmel, Wolken mit gleichem Vergnügen einzutauchen scheinen wie die Touristen, die kichernd und barfuß das nasse Areal durchstreifen.

In ca. halbstündigem Abständen versiegt plötzlich das Wasser, eingesogen von gierigen Spalten, die nur Sekunden später das Nass als  feinsten, kühlenden Sprühnebel durch Hunderte von Düsen wieder in die Freiheit entlassen. Mensch und Tier jubilieren, lassen den Nebel sich wie ein kühlendes Tuch auf Körper und Gesicht legen, genießen die Magie des Augenblicks.

Miroir d'eau_ Tourismus Bordeau

Regionale Spezialitäten

Austern & Légumes (Gemüse)

Das Bassin d’Arcachon mit Cap Ferret liegt 42 km westlich von Bordeaux. Das Bassin gleicht einem Binnenmeer mit langen Sandstränden und zahlreichen Austernfarmen. 10.000 Tonnen Austern werden jährlich geerntet und immer  frisch verzehrt. Bester Platz: die Halbinsel Lège-Cap-Ferret und die Hütten der Austernzüchter. FOODHUNTER-Tipp: Die Austern von Sébastien Degrave, 8 Rue des Pêcheurs, 33950 Cap Ferret.

Sieben Kilometer von Bordeaux entfernt, befindet sich das „Musée & Labyrinthe Gourmands“, gegründet 1977 von Bernard Lafon. Dahinter verbirgt sich eine Farm, auf der 600 alte Kräuter, Obst- und Gemüsesorten biologisch angebaut werden, u.a. Kapstachelbeeren, Steckrüben, Engelwurz, Potimarron.Lafon arbeitet heute mit den besten Köchen Frankreichs zusammen, damit nichts in Vergessenheit gerät. Daher auch der Name: „Oh! Légumes oubliés“ (Oh! Vergessene Gemüse) www.ohlegumesoublies.com

Château Giscours

Ein guter Ruf will erhalten sein

Die Ära der großen französischen Winzer bröckelt. Die Weingüter des Bordeaux fallen langsam in die Hände von Chinesen, Japanern oder Holländern, was Weinliebhabern durchaus die Bewunderung raubt und nicht selten für einen enormen Prestigeverlust sorgt.

Geschehen bei Château Giscours. 700 Jahre Tradition, 400 Hektar Land, 80 Hektar Rebfläche, gesegnet mit einem Wein, den bereits der Sonnenkönig zu schätzen wusste und seit 1990 im Besitz des Niederländers Eric Albada Jelgersma. Unter seiner Hand, wenngleich ohne seine Kenntnis, wurden illegal Zucker in den Most und Eichenholzchips in die Fässer geschüttet. Seither versucht das Chateau mit neuer Mannschaft alles, um wieder sein Qualitätsbewusstsein unter Beweis zu stellen. Mit Erfolg. Die Parker-Punkte der neueren Weine sprießen. Führungen sind nach Voranmeldung in allen Sprachen möglich.

Château du Terte

Luxuriöser Geheimtipp

Kurze Zeit später kaufte der Geschäftsmann auch das Nachbaranwesen, das Château du Tertre, fast 1000 Jahre alt. 53 Hektar. Letzteres ist nicht nur Familienresidenz, es bietet auch fünf großzügige Gästezimmer, eine Orangerie für Festivitäten, Pool und Garten.

Da die Zimmer nicht offiziell beworben werden, entpuppt sich das Château du Tertre derzeit noch als luxuriöser Geheimtipp. Hier finden Weinproben in exklusivem Ambiente statt. Wem der Blick auf die Luxusreben nicht reicht – in der Nähe sind zwei Golfplätze und Bordeaux rund eine halbe Autostunde entfernt. www.chateaudutertre.fr