Wer in der Pfalz Wein einkauft, der geht zum Winzer. Jeder Pfälzer hat seine ultimative Adresse und die empfiehlt er wärmstens. Selbst Winzer empfehlen ohne Zögern die eigenen Kollegen. Neid gibt es nicht. Und der Einkauf selbst, der ist „Erlebnisgastronomie“ in schönster Form. Da wird dieses und jenes gekostet, geredet, gefachsimpelt. Das Preis-Leistungsverhältnis vor Ort ist höchst angenehm, so dass wir nur anraten können, genügend Platz im Kofferraum frei zu halten. Keiner verlässt die Pfalz ohne guten Wein im Gepäck.
Autor Sabine Ruhland,
Fotos ©foodhunter
AUGUST ZIEGLER
„Entdeckung des Jahres.“ Kein geringerer als Sommelier Markus Del Monego schwärmte so der diesjährigen Pfälzer Weinmesse über den Shiraz des Weinguts Ziegler. Denen sind die vielen Auszeichnungen, darunter auch mehrfach die DLG-Auszeichnung „Winzer des Jahres“, schon fast unangenehm. Denn Uwe und Harald Ziegler sind bescheiden. Der Wein steht im Vordergrund und der wächst im Ziegler Weingut seht behütet auf, darf sich in Ruhe im Holzfass oder Stahltank individuell entwickeln, denn jegliche Eingriffe werden auf ein Minimum beschränkt. „Wir greifen auf Gerätschaften, mit denen schon unser Großvater arbeitete, ebenso zurück wie auf moderne Kellertechnik“, sagen die Brüder Ziegler, die als dritte Generation das Familienunternehmen führen. Ihre außergewöhnlichen Weine tragen eine deutliche Handschrift und erfreuen mit viel Kraft. Wir empfehlen einmal rauf und runter, doch speziell den 2008er Sauvignon Blanc Spätlese und selbigen als Kabinett sowie den Grauburgunder Kabinett 2009. Weingut August Ziegler,Bahnhofstraße 5, 67487 Maikammer, Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 9-15 Uhr. www.august-ziegler.de
WEINGUT KNIPSER
Blanc de Noir, Spätburgunder trocken, 2007. Die Farbe erinnert an einen gelben Diamanten. „Ist die letzte Flasche“, lacht Volker Knipser. „Da trinke ich mit.“ Dass viele der edlen Tropfen schnell ausverkauft sind, ist bei Knipser fast normal. Das Weingut wird auch von Winzerkollegen stets mit Hochachtung erwähnt, denn kein anderes Weingut in Deutschland hat eine derart große Vielfalt an roten und weißen Spitzenweinen. Seien es die Rieslinge „Großes Gewächs“ aus den Lagen Steinbuckel und Mandelpfad oder die im Barrique vergorenen und ausgebauten Chardonnay und Grauburgunder. Neben der Cuvée X (Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot) haben die Spätburgunder, allen voran die „Großes Gewächs“ Kalkmergel für nachhaltigen Ruf als Spitzenerzeuger gesorgt. Maximalbewertungen im Weingourmet und Eichelmann, Winzer des Jahres im Gault Millau Weinführer 2009 und viele Auszeichnungen mehr.
„Wir suchen die Konzentration am Stock und versuchen den Ausbau nach der alten Methode, also ohne Filtration zu betreiben“, sagt Volker Knipser. „Und wir lassen dem Wein Zeit, auch dem Weißwein. Er darf bei uns in Flaschen reifen und kommt erst in den Verkauf, wenn er seine Persönlichkeit entfaltet hat.“ Gleichzeitig werden Rebsorten gepflegt, die nahezu vergessen sind, wie die in historischen Aufzeichnungen zu findende Sorte „Gelber Orleans“, von der nur noch das Weingut Breuer aus Rüdesheim und Knipser eine begrenzte Menge Flaschen auf den Markt bringen. Eine Weinprobe im lauschigen Innenhof des Knipserguts ist daher eine höchst anregende Entdeckung, vor allem weil es beinahe unmöglich ist, den Brüdern Werner und Volker Knipser zu entgehen und so auf herzliche, pfälzische Art die Philosophie und persönlichen Ansichten der beiden Weinmacher kennen zu lernen. Weingut Knipser Johannishof, Hauptstraße 47, 67229 Laumersheim. Tel. 06238/742. Mo-Fr 10-12 und 14-18 Uhr, Sa 10-16 Uhr. www.weingut–knipser.de
WEINGUT THEIS HEISSLER
Morgens, 10 Uhr, Weingut Heissler in Bad Dürkheim. Der erste Sektkorken knallt in der schönen Probierstube. Große Fenster lassen den Blick auf den Marktplatz, aber auch in die Kellerei schweifen.„Wir sind im Ort, aber wir sind Winzer und keine Vinothek. Deshalb die gläserne Produktion“, sagt Sibylle Heissler. Gelber Muskateller Sekt, trocken, traditionelle Flaschengärung. Er erheitert nicht nur unseren Gaumen mit seiner Charakterstärke, er darf sich auch mit offiziellen Auszeichnungen schmücken. Ebenso wie der halbtrockene Riesling 2007, der eine Goldmedaille bekam. Den Weinberg sehen Lutz und Sibylle Heissler als Teil eines Ökosystems. „Alle Maßnahmen des Pflanzenschutzes, der Düngung und der Bodenbearbeitung sind auf einen gesunden Boden ausgerichtet. Unser Weingut ist Mitglied im Beratungsring Kontrolliert Umweltschonender Weinbau.“ Am Obermarkt 13, 67098 Bad Dürkheim, Tel. 06322/2229. www.weingut-heissler.de
Weingut Markus Schneider
Ein romantisches Winzerörtchen, eine enge Kurve, ein holpriger Weg durch Rebenland und am Ende ein hochmoderner schwarzer Kasten. Die Vinothek. Passend zu ihm, dem Nigel Kennedy des Weinbaus – unkonventionell, ein Quereinsteiger und ein Marketingprofi, denn kaum ein Spitzenrestaurant, das ohne seine Weine auskommt, ohne “Tohuwabohu”, “Ursprung” oder “Black Print”. Markus Schneider liebt den Boden, die Reben, das langsame Reifen. Die trockenen Rieslinge dürfen bis zu 36 Stunden auf der Maische stehen. Dafür schenken sie starke Fruchtigkeit und eine schöne mineralische Säure. Gault Millau lobte seinen Riesling Nonnengarten als Krönung der Schneider’schen Weißweine 2008. Viel Charakter zeigen die Rotweine. Besonders stolz ist Schneider auf seine bis zu 80 Jahre alten Portugieser-Reben, die mitunter seine besten Rotweine liefern; tiefrote, saftige Kraftprotze mit cremiger Schokonote. Für easy Drinking gibt es andere, den Rosé beispielsweise, ein „Saigner“. Hier wird der Saft ohne Pressen verarbeitet. Viel Herzblut. Viel Geschmack. Und vor dem schwarzen Kasten eine Traumterrasse!. Markus Schneider, Georg Fitz Straße 12, 67158 Ellerstadt. Tel. 06322/948875. Mo-Fr 9-12 und 13-17.30, Sa 10-16 Uhr. www.black-print.net
Bassermann-Jordan
Die Geschichte des Weinguts Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan ist die Geschichte einer Familiendynastie, die den Qualitätsweinbau mit begründet hat und seit knapp 300 Jahren maßgeblich beeinflusst. Mit dem erstmaligen Ausbau seiner Weine nach Lagen brachte Andreas Jordan 1802 den Qualitätsweinbau in die Pfalz. Die umfangreichen Terroir-Facetten der Lagen bilden bis heute die Grundlage großer Bassermann Jordan-Weine, “erste Lagen” aus denen die Grßsen Gewächse gekeltert werden. Dazu gehören in erster Linie die dem Hergottsacker benachbarten Gebiete Hohenmorgen, Kalkofen oder Grainhübel.
Benachbart ist auch der Ketschauer Hof (www.foodhunter.de/2011/12/06/pfalz-sudliche-weinstrasse-tipps), der zum Weingut gehört und das große Vergnügen hat, den historischen Weinkeller für Veranstaltungen nutzen zu dürfen. Unser ultimativer Tipp: in der Vinothek verkosten und dann gegenüber im Hotelrestaurant auf der Sonnenterrasse göttlich speisen! Weingut Geheimer Rat, Dr. v. Bassermann-Jordan, Kirchgasse 10, 67146 Deidesheim. www.bassermann-jordan.de