von foodhunter
Kategorie: Reise / Weine & Destillate

Vini venostani im Schloss Kastelbell

Vini venostani im Schloss Kastelbell

Das Schloss Kastelbell im Vinschgau ist einmal im Jahr Austragungsort der regionalen Vinschgauer Weinpräsentation, initiiert von Sonya Egger Trafoier, die 2022 mit dem Guide Michelin Sommelier Award bedacht wurde.

 

Autorin Sabine Ruhland
Fotos © foodhunter

 

Tatkräftig unterstützt wird die leidenschaftliche Botschafterin der Vinschgauer Weine, die im Sternelokal Kuppelrain gerne regionale Tropfen zum hochkarätigen Menü kredenzt, von Bürgermeister Gustav Erich Tappeiner und Priska Theiner, Geschäftsführerin des Tourismusvereins.

Sie stellen nicht nur das Schloss für die Veranstaltung zur Verfügung, sondern kümmern sich auch um das Rahmenprogramm. Das Ziel dieser limitierten Veranstaltung – Eintritt 30 € –  ist es, klein und fein und bleiben, ein großer Ansturm ist nicht gewollt.

 

Sommelière Sonya Trafoier, Bürgermeister Gustav Erich Tappeiner, Tourismuschefin Priska Theiner.

 

Es braucht eine Person mit Kompetenz, Strahlkraft und Renommée, um eine so spezielle Weinpräsentation auf die Beine zu stellen, die für unsere Gäste, für versierte Weinkenner und Sommeliers gleichermaßen interessant ist. Wir freuen uns über das Engagement von Sonya Egger Trafoier und unterstützen sie so gut wir können. Diese Weinpräsentation ist ein Gewinn für die ganze Region Kastelbell-Tschars”, sagt Priska Theiner, Geschäftsführerin des Tourismusvereins.

 

Sonya Egger Trafoier hat längst den Ruf einer Top-Sommelière, aber erst seit sie vom Guide Michelin den Ritterschlag erhalten hat und 2022 als erste Frau in Italien mit dem Guide Michelin Sommelier Award ausgezeichnet worden ist, zollen ihr die regionalen Winzer deutlich mehr Respekt und haben erkannt, welch enorme internationale Reichweite Sonya durch ihre Persönlichkeit und Fachkompetenz hat.

 

Die Veranstaltung „Vinschgauer Weinpräsentation” ist ein Who is Who von 23 aufstrebenden Vinschgauer Winzern, 2025 ergänzt um zwei Gastkellereien: Fattoria dei Barbi Stefano Cinelli Colombini aus der Toscana und Roberto Anselmi aus dem Veneto.

 

Lisa Anselmi verwöhnte zum Dinner im Restaurant Kuppelrain am Abend vor der Weinpräsentation mit einer Magnum „Capitel Foscarino Bianco Veneto IGT 2020”. Der Wein überzeugt durch seinen eleganten, cremigen Charakter und eine ausgewogene Säurestruktur.
Die Säle des Schlosses sind weitläufig und die Winzer verteilen sich großzügig – kein Gedränge bei den Verkostungsstationen und somit ein entspannter Genuss für die Gäste.

 

Die Winzer verteilen sich über mehrere Räume des Schlosses, was für eine entspannte Atmosphäre sorgt. Genießer haben Raum und Zeit, um die Tropfen gebührend zu verkosten und mit den Winzern zu fachsimpeln.

 

Wir starten bei Florian Schönthaler vom Oberrieglhof. Seine Weinberge liegen oberhalb von Schlanders und der junge, sympathische Winzer ist ein echter Quereinsteiger. Seinen Sauvignon nennt er Stuanig“ (steinig), weil die Böden entsprechend steinig sind. Dass er auf 850 Höhenmetern anbaut, darf der Wein am Gaumen zeigen: kühl und knackig, eher untypisch für den Vinschgau und daher höchst interessant.

 

Zwei Köpfe größer als sein größter Fan: Florian Schönthaler vom Weingut Oberriegelhof und Sonya Egger Trafoier.

 

Er geht noch höher hinaus: Eduard Bernhart baut seinen Altissimus auf 1.000 Metern Höhe an. „Ich musste mich erst einmal mit dem Weinanbau auf dieser Höhe auseinandersetzen. Erst 2018 habe ich den Hang bestockt – mit Riesling und Blauburgunder.”

Das Ergebnis überzeugt. Der Riesling Altissimus beschert eine komplexe Aromatik von Aprikosen, Citrus und Fenchel, mit leichter Ingwerschärfe und einem salzig-mineralischen Finish. Einfach nur „hochkarätig”.

 

Hat ein Gespür für einzigartigen Wein: Eduard Bernhart vom Weingut Hedwigsberg, der Name eine Hommage an seine Großmutter.

 

Wir können Vorstellungen haben, wie unser Wein sein soll, trotzdem entscheidet schlussendlich die Natur, wie er schmeckt. Die Rebe kann nicht zu etwas gezwungen werden, was sie nicht ist. Wir müssen uns zum Ziel setzen, sie zu verstehen und bestmöglich zu begleiten. Wir erzeugen Weine mit einem Ursprung. Gezeichnet von den Bergen. Mit unserer Handschrift versehen“, sagt Magdalena Schuster vom Weingut Befehlhof. 

 

Sie ist die einzige weibliche Vinschgauer Winzerin. Wir verkosten den Jura Fraueler. Sehr fruchtig, mild und elegant, aber auch kräftig-mineralischen Säure. Facettenreich und lange lagerfähig.

 

Magdalena Schuster vom Weingut Befehlhof mit dem eleganten Jera in der Hand und Angelo Carrillo von Slowfood an der Seite.
Zwei foodhunter unter sich: Dirk Vangerow und Angelo Carrillo.

 

 

Wein soll am Gaumen halten, was er in der Nase verspricht. Wenn er blumig riecht, darf er nicht staubtrocken am Gaumen sein.“

 

Max Pohl vom Weingut Köfelgut, auf dem seit 1970 Weiß- und Rotweine ausgebaut werden, spricht uns aus der Seele. Wie oft verfällt der Weingenießer dem Duft, um dann enttäuscht nach dem ersten Schluck seine entfachte Euphorie zu begraben.

Die Reben vom Weingut Köfelgut gedeihen gleich hinter dem Hof, kuscheln sich an warme Sonnenhänge. In der wärmsten Lage des Weinberges, Altfleck, kann in guten Jahren Cabernet Franc als eigenständige Sorte ausgebaut werden.

 

Der klassische fruchtige Weißburgunder ist ein stets ein guter Begleiter. Im Geschmack Aromen von Apfel und Blüten.

 

Von Sebastian Tonner verkosten wir gleich zwei wundervolle Tropfen: den Pfaffenegg Chardonnay und den Pfaffenegg Sauvignon Blanc. Die Weinberge liegen auf 600 Metern in südöstlicher Ausrichtung. Paragneise, Kalkglimmerschiefern prägen den Boden.

 

„Die Ernte erfolgt in den Morgenstunden. Im Keller werden die Trauben sofort verarbeitet und sanft gepresst. Der Chardonnay ist am Gaumen voll und cremig, mit angenehmer Mineralität. Der Sauvignon hat ein frisches Bouquet von Minze, Salbei, Brennnessel und Holunder. Er ist elegant, im Abgang lang und klar.”

 

Sebastian Tonner vom Weingut Josmoar

 

Honigfruchtschaumwein nach Champagnermethode hergestellt: Imker Bert Innerhofer traut sich und serviert den HoneyGourMet. Eine echte Überraschung.

 

Der Name könnte kreativer nicht sein, der Inhalt ist es ebenso. HoneyGourMet

 

Beim Probieren scheiden sich Geister, denn es ist der Honig, der den Geschmack liefert und der reicht von „kastanien-herb” bis „alpenblumen-süß”. Das Resultat in der Flasche ist es allerdings zweifelsohne wert, sich näher damit zu beschäftigen. Feine Perlage, 30 Monate im Eichenfass und der Flasche gereift, Zutaten nur Quellwasser, Apfelsaft, Honig.

„Obwohl unser HoneyGourMet nach der Champagner-Methode hergestellt wird, darf er nicht Honigsekt genannt werden, da keine Trauben enthalten sind. 

Wir sind sicher, dass findige Köche und Sommeliers dieses Produkt in einen Trend verwandeln.

Bert Innerhofer samt „honigsüßer Begleitung“
Die Initiatorin Sonya und ihre schönen Töchter Nathalie (re.) und Giulya. – Wir sind gespannt, welche Winzer die  Sommelière 2026 auf die Bühne holt.

 

 

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