Die Münchner Käfer-Schänke ist berühmt für ihre illustren Gäste. Die Schönen und Reichen strömen zahlreich in das exklusive Restaurant. Jetzt hat Käfer ein neues Kapitel aufgeschlagen: Beetle, das „Nachbarschaft-Restaurant“, das ganz ohne Starallüren auskommt.
Autorin Sabine Ruhland
Fotos © foodhunter_sabine_ruhland
Es ist ein Restaurant, das in Strandnähe eines mediterranen Urlaubsortes stehen könnte: Terrasse aus Planken, üppiges Grün an den Wänden, Olivenbäume, Korbleuchten, rustikale Holztische, bunte Kissen.
Fehlt nur noch der Sand unter den Füßen.
Emporen, Nischen, Nebenräume – Käfer verwandelt Gasträume stets in ein Gesamtkunstwerk.
Auch innen erweist sich das Beetle als ein Hygge Place, gekonnt dekoriert mit Kupfertöpfen, einem antiken Metzgerblock aus Paris, Kerzenlicht und Bastleuchten.
Das neugierige Auge erblickt große Gläser eingelegten Gemüses auf dem Tresen der exponierten Bar, erkennt das fast pechschwarze Brot von der Bäckerei Philipps, daneben ein Laib Heumilchkäse von der Naturkäserei Tegernsee.
Jedes Detail ausgesucht und etwas „verrückt”, wie beispielsweise der ausrangierte Turnboden, der die Empore ziert und dabei durchaus seine Klebestreifen behalten durfte. Oder die handgefertigten Keramik-Käfer aus Belgien, die zeigen, dass nicht jeder Beetle ein Marienkäfer ist.
Keine Frage, das Beetle ist auf Anhieb ein Wohlfühlort für jedermann, einladend, unprätentiös und mit einer bodenständigen Kulinarik, die durchaus erlaubt zu sagen: Lass uns zu Käfer auf Wein und Brot gehen!
Nachhaltigkeit ist im Beetle kein Zauberwort, sondern ein durchgängiges Konzept.
Nachhaltigkeit spielt im Beetle eine entscheidende Rolle”, sagt André Wöhner, Küchenchef bei Käfer und auch der gastronomische Leiter des Beetle Restaurants.
Upcycling, das Wiederverwerten von Ausrangiertem, dazu Lebensmittel aus der Region, dem deutschsprachigen Raum und Alpennähe. Alles fügt sich zu einem Ort voll Leichtigkeit.

Vieles bemerkt der Gast nicht, es ist für uns wichtig und unsere Einstellung zu Nachhaltigkeit, sagt André Wöhner. „Dazu gehören neben der Einrichtung auch ausgemusterte Radiatoren unter den Bänken der Terrasse. Diese Wärmequelle an kühlen Tagen wird allein durch die Abluft der Küche befeuert. Oder die Akku-Boxen für kalte Getränke, die das stromzehrende Herstellen vieler Tausend Eiswürfel ersparen.“


Die Küche hält sich an das Nachhaltigkeits-Konzept – Regionales und Grenznahes
Münchner Burrata, selbstgemachte Fassbutter, Gazpacho, mit fruchtiger Komponente von bayerischen Erdbeeren, fränkische Sojasauce, Salate von der Gärtnerei Böck, Saibling vom Schliersee, Alpen-Peperoni, Landgeflügel aus Niederbayern, Eis von der Manufaktur Crafteys, Dry Aged Entrecôte von der bayerischen Färse, Südtiroler Speck von Galloni aus Meran – München ist schließlich die nördliche Stadt Italiens.

Erwartungsvoll bestellen wir: veganes Beetle Tatar mit Auberginen, roten Rüben, eingelegten Buchenpilzen. Geschmacklich so ausbalanciert, dass „Fleischiges” nicht vermisst wird.
Bavarian Bouillabaisse mit hemischen Süßwasserfischen – im ersten Moment etwas süßlich, wenn der Gaumen den Geschmack der bekannten Bouillabaisse erwartet, aber nach ein, zwei Löffeln erkennen wir die neue Handschrift. Ingwer und Zitronengras bringen Frische und der geschmorte Fenchel hätte uns auch als Solitär-Gericht geschmeckt.
Das Backhendl Beetlestyle ist zart und saftig, einzig die Panade hätten wir uns einen Hauch fluffiger gewünscht. Die Preiselbeeren sind extrem gut, knackig, nicht marmeladig, der Steirische Kartoffelsalat hat einen Spur zuviel Kernöl, dafür die der Viktualienmarkt Kartoffelsalat mit Radieschen und süßem Senf eine Neuerung, die den Gaumen durchaus reizt.
Apropos Nachhaltigkeit, bei einem muss der Chef nachgeben: „Obwohl wir tolle Winzersekte haben, werden wir künftig Champagner auf die Karte nehmen. Die Nachfrage ist einfach zu groß.”
So ganz ohne Starallüren geht es dann doch nicht. Aber da ist die foodhunterin natürlich d’accord!








Beetle
Schumannstraße 9
(um die Ecke von Käfer Feinkost)
81675 München
Di-Sa ab 17 Uhr