Betriebsleiter Karsten Peter empfängt uns in der berühmten Kupfergrube oberhalb der neu angelegten Mördergrube mit Blick auf Gut Hermannsberg, das Nahetal, die Monopollage Hermannsberg und den Steinberg. Drei Terroirs nebeneinander. Schiefer, Melaphyr und Rhyolithgeröll. “Ich arbeite im Paradies am Ende der Welt.” Der Anfang des 20. Jahrhunderts als königlich-preussische Weinbaudomäne gegründete Betrieb wurde 2009 vom Unternehmer Jens Riedel und Ehefrau Dr. Christine Dinse gekauft und unter dem Namen Gut Hermannsberg neu aufgestellt. 30 Hektar VDP.Grosse Lagen und ein Kellermeister, der das Riesling-Weingut wieder an die Weltspitze bringt.
Autor Sabine Ruhland, Dirk Vangerow. Fotos ©foodhunter
Die Wanderer, die sich mühsam bei Hitze den Weg nach oben erkämpft haben, können es kaum fassen: Rastbank, Sonnenschirm, Weinfässer als Tresen, eisgekühlter Blanc de Blancs Brut. “Wenn ich geahnt hätte, dass ausgerechnet heute der Wandertag eines Radiosenders hier vorbeiführt …” bemerkt Stefanie Böhm und versucht die zahllosen Wandersleute zu trösten. “Noch ein paar Meter, dann kommt die offizielle Raststation. Dieser Stop ist privat.”
Wir hingegen können entspannt eine Landschaft genießen, die Karsten Peter als “Paradies am Ende der Welt” bezeichnet. In der Tat führt doch nur eine schmale Straße ins Nahetal. Mehr Raum für Natur, Romantik und Erholung. Bei der Anfahrt auf Gut Hermannsberg haben wir den imposanten Rotenfels, der seinem Namen vor allem bei Abendsonne alle Ehre macht hinter uns gelassen. Ihm zu Füßen liegt die VDP.GROSSE LAGE Traiser Bastei, die als eine der spektakulärsten Weinberglagen der Welt gilt.
Auf dem Hermannsberg angekommen, liegt vor uns die legendäre Kupfergrube, deren Auslesen bereits zahlreiche Staatsempfänge versüßten. Daneben die Mördergrube, neu angelegt, Karsten Peter kann es kaum erwarten. Und dann das imposante Gut Hermannsberg, ehemals königlich preußische Weinbaudomäne, eindrucksvoll belegt durch das Wappen mit dem Adler.
Bei der abschließenden Weinprobe erklärt Peter zum Gutsriesling, dem Just Riesling: “Ich will bei diesem Wein keine Herkunft transportieren, sondern Riesling wie wir uns ihn vorstellen”. So ist der “Just Riesling” ein erfrischender Basiswein für jeden Tag (12 % vol., 9,50 Euro) während der Vulkan Riesling (12,6 % vol.) sich kräuterwürzig, minziger und samtiger präsentiert mit prägnanter Mineralität. “Böden sind nicht vermehrbar und das, was im Boden ist, das möchten wir herausarbeiten – und nutzen dabei im Keller dieselben Techniken wie vor 100 Jahren.” Kunstdünger setzt Peter nicht ein. “Da hängt die Rebe an der Nadel und zugleich wird Humus abgebaut”, sagt er. Karsten Peter will Haptik und Duft. Auf Gut Hermannsberg kann er seine Philosophie umsetzen.
Seit 2009 ist der Pfälzer und bekennender Qualitätsfanatiker Karsten Peter als Kellermeister auf dem Gut, herbeigelockt vom neuen Inhaber Jens Reidel. Das Ziel beider: Das Weingut Gut Hermannsberg wieder an die Spitze der Weltklasse zu bringen. Inzwischen sind die mineralischen, trockenen und kraftvollen Weine wieder in aller Munde. Dabei dominiert vor allem der Riesling in den Weinbergen des Guts, allen voran die VDP.GROSSEN GEWÄCHSE aus der Schloßböckelheimer Kupfergrube und dem Niederhäuser Hermannsberg.
Zum Gut gehört das Hotel, eigentlich mehr gemütliches Gästehaus. 11 Zimmer und ein grandioses Farbkonzept, Naturmaterialien, Wiesen, Weinberge, ein Sonnendeck. “Bleiben!” rufen alle unsere Sinne. Doch uns treibt es weiter. “Wiederkommen!” rufen alle unsere Sinne. Ach ja, ein tröstender Gedanke.
Gut Hermannsberg
Ehemalige Weinbaudomäne
55585 Niederhausen-Nahe
T. 06758-92500
Öffnungszeiten Weinverkauf
Mo-Sa 10-18 Uhr
So 13-17 Uhr
www.gut-hermannsberg.de