„Wir sind viel unterwegs, kennen weltweit die hochdekorierten Adressen, aber Kuppelrain ist seit Jahren unser liebstes Restaurant”, begeistert sich das Feinschmecker-Ehepaar aus der Schweiz. Auch foodhunter liebt Kuppelrain, denn es ist eine Umarmung – kulinarisch wie emotional.
Autorin Sabine Ruhland
Fotos © foodhunter
(oben Sonya und Nathalie Trafoier)
Bei unserem ersten Besuch war Kevin Trafoier noch ein Teenager. Heute ist er 36, verheiratet, seit sieben Jahren erfolgreich Chef am Herd, sieht seinem Vater Jörg zum Verwechseln ähnlich, der das Kuppelrain vor 25 Jahren in die Guide Michelin Sternewelt katapultiert hat, in der es seither ohne Unterbrechung beheimatet ist. – Wie der Vater so also der Sohn.
Das gilt auch für die Kochkunst. Unverändert stehen regionale Bio-Produkte im Mittelpunkt, stammen Obst und Gemüse, Früchte und Kräuter aus dem eigenen Garten, Bio-Eier von den eigenen Hühnern, Fleisch und Fisch aus benachbarten Ortschaften.

Unsere Saiblinge beziehen wir von der Fischräucherei Blaas, Rind und Schwein vom Bergbauernhof Milln, weil Walter Kofler die „ausrangierten“ Kälber der Milchbauern aufkauft und ihnen 12 Monate ein artgerechtes Leben schenkt. Ab dem 12 Monat zahlen wir extra, damit die Tiere 14-16 Monate alt werden dürfen. Nachhaltigkeit und Tierwohl ist für uns Lebensphilosophie – nicht erst seit Tierwohl-Labels gefordert werden“, sagt Kevin.


Gaumen Feng-Shui
Manche Gerichte des Vaters hat Kevin fast unverändert übernommen, dazu gehört der legendäre Schweinebauch mit Kaisergranat, bei anderen zeigt er seine eigene Handschrift. Die Meerrettich Panna Cotta als Gruß aus der Küche mit einem Gurkengelee ist einzigartig in ihrer Balance aus Schärfe und Frische, der Wolfsbarsch mit Kimchi und Speck-Popcorn wird zum Oscar-reifen Aromen-Schauspiel, der Saibling aus Latsch mit Kohlrabi, Senf und süß-säuerlichem Holunderdressing ist ein perfect bite.

Miso, Kimchi, Safran – jede Zutat ist lokal, einzig die Gänseleber kommt aus Frankreich.
Ohne Schnickschnack kommt Exzellenz auf den Teller, sinnliche Genüsse, raffiniert kombiniert, gekonnt abgeschmeckt und stets üppig bedacht von jener Komponente die jedem Genießer ohnehin die liebste ist – Saucen, Fonds. Jus. „Ich könnte den Teller ablecken”, wird gewispert – und ja, wir wispern mit.










Michelin Sommelier Award – Sonya Egger Trafoier erhält ihn 2022 als erste Frau in Italien.
Seit über 30 Jahren ist Wein die Leidenschaft von Sonya und diese Leidenschaft hat sie zum bekannten und schönsten Aushängeschild für Südtiroler Weine gemacht. 2022 dann die größte Auszeichnung: der Michelin Sommelier Award. Eine Auszeichnung die sie als Ritterschlag bezeichnet und Vieles verändert hat.
Früher musste ich bitten, heute unterstützen mich die Winzer, legen Wert auf mein Urteil und füllen mir die Weine in den Flaschen ab, die ich haben will – Magnums und Jeroboams. Denn in kleinen Flaschen ändert sich der Wein nicht mehr. Weine in großen Flaschen verändern ihren Geschmack und ihre Tiefe durchaus und schmecken ungleich besser.”
Sie habe ein Gedächtnis wie ein Elefant, sagt sie selber, nur so könne sie jungen Weinen die perfekte Reifezeit schenken und wissen, wann welcher Wein seinen Höhepunkt erreicht hat. – Keine leichte Aufgabe in einem Keller, der rund 17.000 Flaschen beherbergt. Überwiegend aus Südtirol, Deutschland und der Schweiz.
Poriectum Communis & NaaMaMa – Sonyas Herzensprojekte und Weine, die nur für das Kuppelrain reserviert sind
Kleine Auflage, reserviert für die Gäste des Kuppelrain. Der perlende Blauburgunder-Traum NaaMaMa ist ein Blanc de Noir, gekeltert nur aus Blauburgundertrauben, sortenrein, klar und brillant
Ich wollte schon immer einen Wein machen und habe Winzer gefunden, die mit mir diesen Weg gegangen sind.
Der Name ist übrigens charmanter Kinder-Dialekt, denn als Sonya ihren Kindern den Namen „Donna Sonya“ für den Sekt präsentierte, sagte die nur: Naa Mama, also nein Mama.
Die Weißwein Cuvée „Proiectum Communis”, dessen Etikett von Künstler Georg Loewitt gestaltet ist, entstand in Zusammenarbeit mit Thomas Pichler aus Kaltern, der für sein Qualitätsstreben berühmt ist. „Mitterberg Weiß“ ist eine samtig-seidige Weißwein-Cuvée mit Volumen und Seidigkeit, elegant mit komplexem Aromenspiel.
Es wird Abend in Kastelbell. Die Lichter im Kuppelrain leuchten golden ins Dunkel. Sonya schenkt die Weine aus, Jörg serviert die Nussbutter, Nathalie und ihre kleinere Schwester Giulya servieren flink die Teller aus der Küche. Das Essen ist fein, die Weine perfekt aber die Herzlichkeit der Trafoiers setzt allem das berühmte Sahnehäubchen auf. 3 Sterne für ein Restaurant, das es kein zweites Mal gibt.
Restaurant Kuppelrain
Bahnhofstraße 15
39020 Kastelbell, Vinschgau
Gourmetrestaurant Di-Sa 19-23.55 Uhr
Bistroküche Di-Sa 12-15 Uhr
9.-18.August 2025 Betriebsferien