von foodhunter
Kategorie: Weine & Destillate

Interview mit Geldermann „Chef de Cave” Marc Gauchey 

Interview mit Geldermann „Chef de Cave” Marc Gauchey 
Geldermann Marc Gauchey

1838 gründeten die Deutschen Peter Geldermann und William Deutz ihre erste Kellerei in der Champagne und ihre Nachfahren brachten das Handwerk zurück nach Deutschland. Heute hat die Privatsektkellerei Geldermann ihren Sitz in Breisach am Rhein, fühlt sich aber ihren französischen Wurzeln und der traditionellen Flaschengärung verpflichtet.  Seit 2001 ist der Elsässer Marc Gauchey Leiter der Produktion. foodhunter traf ihn in München.

 

 

Sie sind Franzose, kommen aus dem Elsass – würden Sie nicht lieber Champagner produzieren als Sekt?

 

Wir bei Geldermann produzieren nach der traditionellen Flaschengärung – gleiche Arbeitsschritte wie bei Herstellung von Champagner und Crémant.

Letztlich überzeugt der Geschmack in der Flasche und da kann ein guter Sekt einem Champagner auch mal die Schau stehlen.

 

 

Winzersekte sind im Kommen – was unterscheidet Geldermann Sekt vom Winzersekt? Und ist Winzersekt gleichbedeutend mit höchster Sektqualität?

 

Winzersekt ist der Sekt des Winzers, mehr ist es nicht.

Der große Unterschied zu Geldermann ist, dass wir mit „Les Grands” und „Les Premiers”, Sekte herstellen die Jahr für Jahr gleich schmecken. Das ist die große Kunst, denn dadurch entsteht eine Marke mit eigenen Geschmacksbild.

Bei den Geldermann Spezialitäten verhält es sich anders: So lassen wir bei den Cuvées der Jahrgangs-Sekte allein den Charakter des jeweiligen Erntejahrs sprechen. Das verleiht jedem Jahrgang seine Persönlichkeit.

 

 

Was muss ein guter Sekt kosten, was ein guter Champagner? Sie wissen ja, im deutschen Discounter findet sich schon mal ein Champagner für 12 Euro …

 

Jedes Haus muss für sich definieren, was es unter der entsprechenden Kostendeckung für Ziele anstrebt. Daran orientiert sich die Vermarktung. Je nach Anspruch gibt es auch im Discounter Platz für Qualität. Die Geldermann Sekte starten aber erst bei 8,99 Euro UVP im Lebensmitteleinzelhandel.

 

Aus wie vielen Rebsorten setzen sich bei Geldermann die Cuvées zusammen?

 

Unsere Produkte bestehen prinzipiell aus den Sorten Chenin blanc, Chardonnay, Spätburgunder und Ugni blanc. Diese Rebsorten bestimmen die qualitative Richtung. Und die Vielfalt der Weine in diesen Kategorien erlaubt uns, die Cuvées entsprechend zu komponieren.

 

Ein echter Geldermann wird aus den „besten Rebsorten kreiert” – was sind die besten Rebsorten?

 

(lacht) Es gibt nur gute Rebsorten. Innerhalb der Traubensorten suchen wir uns jedoch immer die Weine aus, die sich zur Versektung am besten eignen.

 

 

Eine Cuvée aus diesen Weinen gäbe es nur bei Geldermann haben Sie in einem Interview gesagt. Warum macht das sonst niemand – was ist daran besonders?

 

Besonders ist, dass wir unsere Historie in der Champagne haben, dort liegen unsere Wurzeln und die Anfänge von Geldermann. Später haben wir gesehen, dass unser Prinzip mit den Traubensorten, die wir einsetzen, ganz ähnlich funktioniert. Wir stellen sozusagen deutsch-französische Cuvées her.

 

 

René James Lallier, der in 5. Generation Geldermann geleitet hat, hat auch Sie inspiriert, weil er stets auf die Philosophie verfolgte, es könne vielleicht noch besser gehen. Das hieße ja auch, Sie müssten sich täglich in Frage stellen.

 

Um Cuvées zu kreieren, muss man sich in der Tat grundsätzlich immer in Frage stellen, ob das Optimum erreicht ist – und sehr oft im Zweifel leben…

 

Müssen Sie eigentlich einem gewissen „Mainstream” folgen? Gibt es den „durchschnittlichen Geschmack” bei Sekt?

 

In der ganzen Weinwelt gibt es immer wieder Moden und geschmackliche Tendenzen. Wir versuchen, unserer Tradition treu zu bleiben und das schätzt unsere Kundschaft. Letztlich erlaubt noch die Dosage, auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen, da gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten.

 

 

Geldermann symbolisiere ein Lebensgefühl, elegant, aber auch modern interpretiert, haben Sie erwähnt. Was meinen Sie mit „modern”? Weniger Zucker, weniger Alkohol oder neue geschmackliche Nuancen?

 

Damit meinte ich den sogenannten „le goût anglais“, das war eine sehr oxidative Geschmacksrichtung. Davon hat man sich allgemein in den letzten Jahren aber verabschiedet und praktisch überall stehen frischere Nuancen im Vordergrund.

 

 

Ist Sekt für Sie ein Essenbegleiter oder doch eher nur Aperitif?

 

Sekt ist als Aperitif immer eine hervorragende Wahl. Aber auch zu Menüs ein ausgezeichneter Begleiter. Wir haben schon mehrere Menüs mit Sekt organisiert, das passt wunderbar.

Beispielsweise harmoniert der Geldermann Grand Brut ganz hervorragend zu Fisch, Meeresfrüchten oder Austern.

Der Carte Blanche ist ideal für helles Geflügel, Fisch in weißer Sauce und passt auch zu nicht zu süßen Nachspeisen oder  Käse wie beispielsweise einem Roquefort.

Den Geldermann Grand Rosé empfehle ich zu Sushi und Kalb- oder Rindfleisch-Gerichten, aber auch zu einem kräftigen Dessert auf Basis von Bitterschokolade.

 

 

Mit der Édition Musique verbindet Geldermann Sekt und Musik. Für Ihre Édition No 1 hat Nils Wülker ein Jazz Stück geschrieben. Mehr ein Marketinggag oder können die Bubbles tatsächlich ein Lied singen?

 

In der Tat „singt“ Sekt, denn im Gegensatz zu Wein kann man ihn ja hören. Aber vor allem wollten wir mit der Zusammenarbeit mit Nils Wülker zeigen, dass es im Kreativ-Prozess ganz viele Gemeinsamkeiten gibt. Beim Komponieren eines Musikstückes genauso wie beim Komponieren einer besonderen Cuvée-Kreation. Beides folgt ähnlichen Prozessen.

 

Von der Jazz-Edition gibt es nur 6.000 Stück zusammen mit dem Stick auf dem das Musikstück ist. Wird danach diese Cuvée komplett vom Markt verschwunden sein oder darf die Cuvée auch ohne Stick zu den Genießern?

 

Nein, von der „Geldermann L’Édition Musique, Composition de Jazz”, gibt es definitiv nur die limitierte Auflage von 6.000 Flaschen, danach ist damit Schluss. Man kann ja auch nicht das Sortiment jedes Jahr um neue Artikel erweitern. Eine Edition hat immer ganz besondere Eigenschaften, die sie so einzigartig machen, und dazu gehört auch, dass sie nur eine bestimmte Zeit lang erhältlich ist.

 

An welcher Cuvée arbeiten Sie aktuell?

 

Ich arbeite an den tollen Grundweinen des Jahres 2019, die so gut sind, dass sie uns ganz exzellente Jahrgangssekte bescheren werden. Auf die freue ich mich jetzt schon.

 

Wir uns auch, danke für das Gespräch.

 

Marc Cauchey (li) und Nils Wuelker (re.). Foto Geldermann, ©Klaus Knuffmann

 

 

 

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