In Mayfair steht das älteste Hotel Londons, das Brown’s Hotel. Schon die ‚Georgian’ Fassade verrät, dass sich hinter diesen Mauern viel Tradition verbirgt. 1837 von Lord Byron’s Butler James Brown gegründet, gehört es heute Sir Rocco Forte. Wo also ließe sich besser eine legendäre Teatime zelebrieren als im Brown’s Hotel? Die beste Zeit dafür: 15-17 Uhr. Foodhunter-Autorin Angelika Frank gönnte sich das exquisite Vergnügen und hat gleich noch ein Scones-Rezept mitgebracht.
Autor Angelika Frank
Der English Tea Room besitzt alles, was wir als ‚very british‘ bezeichnen: mit Eichenholz getäfelte Wände, elegantes Ambiente, distinguierte Zurückhaltung und darüber hinaus einen vollkommenen Service. Einer von drei Tea Sommeliers reicht uns das ‚Afternoon Tea Menu’ und berät bei der Auswahl der Tees. Schließlich gibt es 17 verschiedene Sorten, zu denen auch hauseigene Blends (Teemischungen) gehören, Assam Gold, Darjeeling 2nd Flush, Nilgiri Frost, Ceylon, Organic Bohea Lapsang, Cornish Grown, aber auch Grüne, Weiße und Kräutertees. Alle Tees stammen vom renommierten Londoner Teehändler Jing Tea.
Fein, feiner, noch feiner – Tee so hochwertig wie edler Wein
Wir suchen das ultimative Tee-Erlebnis und wählen aus der ‚Brown’s Seasonal Tea Library’. Feinere Blätter gibt es nicht. Sie stammen aus ausgewählten, organisch kultivierten Gärten in Indien, geprüft von den Lalani & Co Teehändlern. „Dort ernten nur Frauen, da sie die sensibleren Hände haben und kein Blatt zu fest an fassen,“ erklärt uns Leyla Mussaud, die Sommelière. Wir entscheiden uns für den Spring Reserve aus LaKyrsiew Tea Garden in Meghalaya. Er wird in einem Pinot Noir Glas von Riedel serviert. Dazu Leyla: „Dieser Tee ist wie ein edler Tropfen Wein. Wir haben viel ausprobiert und festgestellt, dass er in den Gläsern sein bestes Aroma entfaltet.“ Stilecht dazu ist die Keramikkanne, eigens entworfen vom britischen Keramikkünstler Billy Lloyd. Auch das fein dekorierte Porzellan wurde speziell für Brown’s Hotel gefertigt.
Zusammen mit dem Tee wird das Drei-Gänge-Menü auf einer klassischen Etagere serviert. Wir haben uns für die klassische Teatime entschieden – ‚Tea-Tox’ (die kalorienarme Version) heben wir uns für ein anderes Mal auf. Der erste Gang besteht aus saisonal belegten Sandwiches, dazu gehören die legendären Gurken-Sandwiches sowie Käse, Huhn und Lachs, der ‚ Albemarle Smoked Salmon’ heißt und im Haus geräuchert wird. Auch vegetarisch belegte Sandwiches stehen nach Wunsch auf dem Menü. Wir lassen uns reichlich Zeit und genießen die britischste aller Mahlzeiten und stellen uns vor wie schon Queen Victoria oder Winston Churchill in diesen Räumen ihre Teatime einnahmen.
Leyla erzählt uns mehr über die Geschichte dieser einmaligen ‚Institution’. Anna Duchesse of Bedford, die Hofdame von Queen Victoria, ließ sich nachmittags, als der kleine Hunger aufkam, Tee mit belegten Broten servieren und lud ihre Freundinnen dazu ein. Zu jener Zeit fand das Lunch um 12 Uhr statt und zum Dinner wurde nicht vor 20 Uhr gerufen. Und da die Damen der Gesellschaft in der Öffentlichkeit wenig essen durften, kam eine private Zwischenmahlzeit wie gerufen. Die Teatime war geboren. Heute ist sie so beliebt, dass sogar Businessleute sich zu dieser Mahlzeit verabreden.
Der ‚Hauptgang’! Ein Klassiker: warme Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade
Die Scones werden vom Patisseur Carl Moynihan gefertigt (Rezept siehe unten) und die Clotted Cream, eine feine Mischung aus Sahne und Butter, kommt von Rodda’s aus Cornwall. Dort, wo die Beste zu finden ist. Ob zuerst die Cream und dann die hausgemachte Marmelade oder umgekehrt, darüber streiten sich die englischen Gemüter. Die Sommelière: “Wir aus Cornwall nehmen erst die Jam und dann die Cream, aber meine Freunde aus Devonshire schwören auf die umgekehrte Reihenfolge.“ Für uns spielt das keine Rolle, wir genießen die warmen Scones und fragen uns, wie da noch Platz für die Patisserie sein soll? Denn sie stellen den süßen Schlussakkord.
Ein Macaron aus grünem Tee, ein Schokoladen-Mousse und die ‚Bakewell Tart’ aus Himbeermarmelade und Mandeln – wir platzen schier, genießen zur Magenberuhigung noch eine Tasse Spring Reserve und verstehen mit jedem Schluck, warum dieses Hotel jedes Jahr erneut von der Tea Guilt für seine herausragende Teekultur ausgezeichnet wird. Die Preise: Traditional Afternoon Tea £ 41,50 p.P. Mit einem Glas Ruinart NV Champagne £ 51,50 p.P. Mit einem Glas Ruinart Rosé Champagne £ 54,50 p.P. Bitte reservieren!
Brown’s Hotel, Albemarle Street, Mayfair, London, Tel. +44 (0)20 7493 6020, www.brownshotel.com
Foodhunter-Tipps rund um die Tea-Time im Brown’s Hotel:
- Tea-Tox Menü: enthält keinen Zucker und nur wenige Kalorien. Die Ernährungsspezialistin Amelia Freer hat es zusammen mit dem Executive Chef und dem Pastry Team entwickelt.
- Wer etwas zu feiern hat, gönnt sich ein Glas Ruinart, ein fantastisches Entrée vor dem Tee!
- Teilnahme an einem Teatorial, das Brown’s regelmäßig veranstaltet. In drei Stunden lernen maximal acht Teilnehmer alles über diese einzigartige Mahlzeit und ihre Zubereitung, Verzehr inklusive. Termine für 2014: 31. März 2014 – Thema: Ostern. 26. Mai 2014 – Thema: Wimbledon. 29. Oktober 2014 – Thema: Schokolade. 16. November 2014 – Thema: Weihnachten. Immer ab 14:30 Uhr, £ 115 pro Person
Original-Rezept für 12 Scones
- 225 gr Mehl
- 1 Prise Salz
- 2 Teelöffel Backpulver
- 50 gr Butter in kleinen Stücken
- 150 ml Sahne
- Heizen Sie den Ofen auf 160° vor.
- Sieben Sie das Mehl, Backpulver und Salz in eine Schüssel.
- Verkneten Sie damit die Butter und fügen Sie soviel Sahne hinzu bis alles zu einer knetbaren Masse wird.
- Rollen Sie diese auf einer mit Mehl bestäubten Fläche aus bis zu einer Dicke von circa 2 cm. Schneiden Sie dann Kreise mit einem Durchmesser von 6-7 cm.
- Legen Sie die Scones auf ein Backblech. Backzeit 10-15 Minuten. Warm servieren!