Wow! Plötzlich ist alles da, die Süße der Kindertage explodiert förmlich an unserem Gaumen. Die Erdbeere namens “Mieze Schindler” ist in den neuen Bundesländern längst bekannt – eine Züchtung von Prof. Otto Schindler aus Dresden – bei uns leider nur selten zu finden. Umso erfreuter sind wir, als uns Mieze Schindler auf dem Gemüsewagen von Hakan auf dem Thierschplatz in München zublinselt. Eine letzte Schale liegt noch da, sie ist unser.
Autorin Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter
Walderdbeeren – wenn sie in einer silbernen Schüssel bei Alberto im Ristorante Casino am Gardasee auf dem Dessert-Wagen anrollten, war unser Tisch in heller Aufregung. Jeder wollte die sehr süßen kleinen Beeren, die es nicht immer gab. Ein unvergesslicher Geschmack auf unserer Zunge. Der wurde lebendig, gestern, bei Hakan, dem sympathischen türkischen Gemüsehändler mit seinem rollenden Stand.
Mieze Schindler ist größer als die kleinen festen Walderdbeeren, aber ihre Süße und ihr Geschmack kommen den wilden Exponaten sehr nahe. Professor Otto nannte seine Frau liebevoll “Mieze” und als ihm diese hocharomatische Erdbeere glückte, widmete er sie seiner Frau. Als Grundlage dienten ihm die Sorten ‚Lucida Perfecta‘ und ‚Johannes Müller‘, beide nicht mehr in Handel zu finden.
Die Früchte der Mieze Schindler sind besonders aromatisch, doch die Pflanzen haben einen Nachteil: Der Ertrag ist gering und Mieze Schindler ist anfällig für Krankheiten wie Frucht- und Blattfäule, weshalb sie für den kommerziellen Anbau kaum geeignet ist. Das ist zutiefst bedauerlich, aber umso größer die Freude, wenn man ihrer ab und zu habhaft wird.