Volker Mehl ist weder gelernter Koch, noch entspringt er einer Gastronomen-Familie oder verbrachte er viele Jahre in Indien. Dennoch liebt er die ayurvedische Küche. Auch aus einem sehr ernsten Hintergrund. Viele Kochbücher hat er geschrieben, gibt Kochkurse. Wir haben mit ihm gekocht und geplaudert.
Interview Sabine Ruhland, Fotos @foodhunter
Sind Sie ein guter Koch?
Ich koche mit Herzblut, immer. Denn egal welche Ausbildung oder welches Renommee ein Koch hat, wenn er mal keinen Bock hat oder schlecht drauf ist, dann wird auch das Essen nichts.
Sie trinken ein Glas Wein zum Kochen, ist das in der ayurvedischen Küche erlaubt?
Ich koche doch nicht ayurvedisch, um die Menschheit zu maßregeln. Ayurveda hat in erster Linie mit Genuss zu tun. Nicht, wie viele glauben, mit Verzicht. Ich will Lust auf genussvolle Küche machen.
Volker Mehl will aber mehr, Sie wollen glücklich machen – zumindest kündigt Ihr Buchtitel „Koch dich glücklich“ das an.
Nun, wir alle streben nach Glück. Das Glück liegt in uns selbst. Um es zu erkennen und auszuleben, ist eine gute körperliche Verfassung die Voraussetzung.
Was bedeutet für Sie Glück?
Glück liegt in der Reduzierung, in der bewussten Einfachheit des Lebens, die den Blick frei macht auf die eigentlichen Bedürfnisse. Mein Weg zum Glück führt über das Kochen.
Was begeistert Sie an Ayurveda?
Im Ayurveda, dem Wissen vom Leben, ist jeder für sich selbst der Maßstab aller Dinge. Was andere machen oder als „normal“ bezeichnen, gilt nicht. Jeder entscheidet für sich, was gut für ihn ist.
Sie kommen, wie Sie selbst sagen, aus einem südhessischen Kuhdorf, waren nie in Indien. Woraus resultiert Ihr ayurvedischer Ursprung?
Ich war 13 Jahre als meinem Vater Krebs diagnostiziert wurde. Noch sechs Monate gaben ihm die Ärzte. Daraus sind immerhin 11 Jahre geworden, denn ein ganzheitlich tätiger Arzt hatte alle Möglichkeiten von Akupunktur bis Geistheiler zu Rate gezogen. Da wusste ich, dass „normal“ kein Maßstab ist.
Sie schälen Rote Bete mit der Hand. TV-Köche empfehlen immer Handschuhe.
Ich liebe es, beim Kochen mit den Produkten in Berührung zu kommen, meine Energie ins Essen fließen zu lassen.
Klingt esoterisch.
(lacht) Wenn ein Koch keinen Bock hat, dann wird auch das Essen nichts. Wenn er positiv gestimmt ist, erwartet den Gast ein wunderbarer Genuss.
Kochen Sie uns jetzt etwas Gesundes?
Es gibt keine gesunden und ungesunden Lebensmittel, nur passende und unpassende. Das merkt jeder an sich selbst. Manchmal verträgt man Salate oder schweres Essen am Abend nicht mehr so gut. Dann vielleicht keine Milch. Oder hat öfter Sodbrennen. Manchmal essen wir auch einfach etwas zur falschen Saison.
Ist ayurvedische Küche kompliziert?
Da haben wir Dutzende von Gewürzen im Regal, dazu Kochbücher der Sterneköche, deren Rezepte kaum komplizierter sein könnten und dann heißt es immer „ayurvedische Küche ist aufwendig.“ Nein, sie ist wesentlich einfacher als viele denken.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Vom Wünschen alleine passiert gar nichts, nur die eigene Aktivität bringt uns weiter.