von foodhunter
Kategorie: Restaurants

Gnam-Gnam. Muschelfest in Novigrad, Istrien. September 2014

Gnam-Gnam. Muschelfest in Novigrad, Istrien. September 2014

„Blaues Meer, sage der Welt, dass wir unser Land lieben“, singen die Kroaten, die Istrier, die Novigrader  in ihrer Nationalhymne.  Istrien, eine  Halbinsel überwiegend kroatisch, drei Seiten vom blauen Meer umspült, Novigrad, ein Fischerstädtchen  im Nordwesten nahe der italienischen und slowenischen  Grenze am blauen Meer gelegen. Einmal im Jahr wird hier das Gnam Gnam Fest gefeiert, ein Jakobsmuschelfest.

Text und Fotos Rudolf Danner

Wenn Neptun mit seinem riesigen Dreizack dieses Meer aufrührt, den berühmten Brodet, den Fischtopf mit allen Früchten des Meeres, zum Brodeln bringt, Blaufische (Sardellen) und Weißfische (Brassen) an die Oberfläche treibt, Krustentiere wie die weich- und süßfleischige  große Seespinne mit den rotgepunkteten lange Beinen und Muscheln wie Canestrelli, die kleine Schwester der Jakobsmuschel vom sandigen und felsigen Grund aufscheucht, die Fischkutter mit reichem Fang einlaufen, dann wandelt sich der sonst so beschauliche Fischerhafen Mandrac in eine Gourmetmeile und Novigrad feiert sein sinje more mit dem jährlichen Gnam-Gnam-Fest.

An Deck eines Fischkutters werden riesige Pfannen, Töpfe und Bleche auf Grill-und Kochstationen platziert, es raucht, brodelt. Duftschwaden steigen auf, Meerestiere finden ihre Bestimmung in würzigen Kräutermarinaden, kleine Tintenfische bedecken den Grillrost.

Gnam-Gnam, Foto Foodhunter

An der Hafenmauer reihen sich die Tische 100 Meter lang mit istrischen Produkten:  der spezielles luftgetrocknete Rohschinken Prsut oder Ombolo,, das mit Pfeffer, Knoblauch und Lorbeer gewürzte Schweinekotelett. Daneben fruchtiges Olivenöl, Schaf- und Ziegenkäse, Honig und Pollen mit dem Geschmack nach Pinien, wilder Anis, Bisca, ein Mispelschnaps, istrische  Spitzenweine von aufstrebenden Weingütern und als Dessert die in schwimmendem Butterschmalz  frittierten traditionellen süßen Fritule und Krostule.

Auch die kleinen Hafenlokale erwarten Besucher, es ist angerichtet, das Gelage kann beginnen.

Beim Gnam-Gnam Fest steht sie im Mittelpunkt, die große Pilgermuschel. Sie symbolisiert den Jakobsweg, schmückt Kirchen und Portale, eine fast heilige Muschel. Doch es ist kein Sakrileg sie zu essen. Einladend öffnen sich ihre riesigen Schalen, der rote Corail, einer Signalfarbe gleich, leuchtet verlockend. Buzara-Soße, die traditionelle Begleiterin zu Fisch und Muscheln, aus Knoblauch, Petersilie, Olivenöl und Wein komplettiert das Gourmeterlebnis.

Gnam-Gnam, Foto Foodhunter

Im 1. Jh. n. Chr. wäre sie nun im „tiefsten Schlund aller Edelfresser“, dem des APICIUS, verschwunden, heute genießen Gourmets aus aller Welt diese Köstlichkeit. Dazu trinkt man einen derben, ehrlichen Malvasija aus dem Fass, strohgelb, mit etwas aufdringlichem Akazienblütenbukett, dem auch die rustikalen Pappbecher nichts anhaben können. Oder einen erdigen Terran, den „schwarzen“ Wein von Istrien. Der berühmte, feinherbe Momjaner Muskat, der trocken ausgebaut wird und ein wildes Nelkenaroma offenbart, sollte ebenfalls verkostete werden.

Ein Hotel hat seine komplette Küchenbrigade an den Hafen geschickt. In blauweißem Matrosenlook servieren sie das 5-gängige “Menue Kapesanta“. Am anderen Ende der Gourmetmeile beim  Show-Cooking  zelebriert das 2 Hauben Restaurant  Zigante ein Capesante-Carpaccio  während nebenan ein Patissier eine Zabaione aufschlägt und Dessertvariationen von der Zagreber Erdbeere zubereitet.

Inzwischen hat die Nacht die Hafenlichter zum Leuchten gebracht und das blaue Meer in einen schwarzen glänzenden Lichterspiegel verwandelt. Mandrac erstrahlt, hat einige Sternschnuppen am Gourmethimmel glitzern und so manchen Guide Michelin Stern verblassen lassen. Die Nacht der Jakobsmuschel  klingt langsam aus. “ Blaues Meer , sage der Welt, dass  wir unser Land lieben…“, singen sie. Wir Gäste lieben es auch, das Land und die Istrier. Und das nicht nur weil Liebe durch den Magen geht.

Das nächste Fest der Novigrader Jakobsmuscheln: am 13.9.2014 und am 20.9.2014 

FOODHUNTER-TIPP
Restaurant PEPENERO von Marin Rendic 

Rohe Capesante, Scampi- und Seezungensashimi,  Emulsionen und Lüfte vom grünem Tee und  Zitrusfrüchten, Meerschwamm und Oktopus, dehydriertes,  frittiertes Seegras begleitet ein auf heißem Naturstein ein pochiertes Seebarschfilet, grünes Kichererbsen-Kartoffelpüree mit frischen Trüffeln, sensationell auch die Desserts wie die gefüllte Schokozigarre mit Goldbanderole und Tabakkrümel. –Ein Feuerwerk an Farben und  Aromen erwartet den Gast bei Marin Rendic, gelistet unter den 10 besten Köchen Kroatiens.  9-gängiges Fischmenü um die 400 Kuna, ca. 55 Euro. www.pepenero.hr

 

 

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