Die „wild card brewery“ legt die Karten offen auf den Tisch: Das Bier entsteht hier auch nur durch eine Vergärung aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. That’s it! Es muss dann wohl doch an Jaege Wise liegen, der 26-jährigen Brauerin, dass ich mir mit dem Hemdsärmel den Mund abwische und denke: „Der Schoppen läuft mal gut runter!“
Autor Carola Kühnl, Fotos Carola Kühnl
Seit knapp 2 Jahren gibt es die Mikrobrauerei „wild card brewery“ auf dem Industriegelände in Walthamstow Central im Westen von England. Jaega braut wöchentlich rd. 4.000 Liter craft-beer, Fünf verschiedene Sorten: das leichte „Pale-Ale“ 3,4% für den großen Durst, den bitteren „Jack of Club“ 4,5% (ideal zu Pasta), die zitrusfrische „Queen of Diamonds“ 5% (harmoniert mit Fisch), den kühl-bolden „King of Hearts“ 5% (hervorragend zu Burger) und den vollmundigen „ACE of Spades“ 4,7% (optimal zu deftigen Fleischgerichten).
Abgefüllt in Flaschen macht das 12.000 Stück. Der unfiltrierte Gerstensaft hat ein Mindesthaltbarkeitsdatum von 6 Monaten. So lange aber steht keine der Flaschen irgendwo. Schon die wilden, knallbunten Spielkarten als Etikett machen jegliche Vorsätze, weniger zu trinken, wahrlich zunichte. Sie haben Aussagekraft in Bezug auf den Geschmack. So kommt die „Königin der Diamanten“ ziemlich laut und schrill daher mit blauem Papageienkopf. Blau wird man auch schnell, erwischt man zu viel davon.
Jaege Wise, halb britischer, halb karibischer Abstammung, ist in Nottingham aufgewachsen. Mit den Geschichten von Robin Hood, sie selbst aber war viel ruhiger. „Zu brav fast . Meinen ersten Schluck Bier hatte ich vermutlich erst mit 18.“ Sie studierte an der Uni Chemie-Ingenieurwesen, was ihr später half, die Prozesse beim Bierbrauen besser zu verstehen. Je älter sie wurde, umso besser schmeckte ihr Bier.
Jaega liebt ihre Arbeit. „Ich singe, tanze dabei und pfeiff‘ auch drauf, wenn es weit mehr als 45 Stunden in der Woche werden.”
Mit ihren 3 Freunden gründete sie eine Art Stammtisch. Sie tranken gemeinsam Bier, analysierten, faschsimpelten und setzten alles auf eine Karte: wir brauen selbst. Ganz ohne Geld und mit etwas Know-how fingen sie an, in fremden Brauereien ihr eigenes Bier herzustellen. „Unser Optimismus war grenzenlos und wir gerieten fast außer Kontrolle vor Freude am Tun. Niemand konnte uns aufhalten“, lacht Jaega. „Ich habe Kurse besucht, mich und meine Zunge geschult. Ein guter Brauer muss ständig Stichproben machen und sich sicher sein, dass alles passt. Oder auch nicht. Es ist meine Aufgabe, dass unsere Biere immer gleich gut schmecken“, so die Frau vom Fach und steckt ihre Nase in den Tank und dann eine Hand in den Malzsack. „Ich mag es, darauf herumzukauen. Es entwickelt sich ein leicht süßlicher Geschmack im Mund.“ Die Säcke hier sind heute geliefert worden.“
Alle Rohstoffe zum Bierbrauen sind britischer Herkunft. Jaega liebt ihre Arbeit. „Ich singe, tanze dabei und pfeiff‘ auch drauf, wenn es weit mehr als 45 Stunden in der Woche werden. „Mein Job ist cool!“
Bevor die „wild card brewery“ gegründet wurde und man eine eigene Halle bezog, haben Jaega und ihre 3 Kollegen in einem kleinen Auto die Biere zu Kunden und potentiellen Interessenten gefahren. Heutzutage kommen die, um zu ordern und zu holen. Meistens am Wochenende, denn freitags und samstags wird in der kleinen Brauerei auch ausgeschenkt, Bier vom Fass, Streetfood vom Caravan und sometimes Musik.“ Bier im Holzfass ist der Plan der Zukunft. Aber keine „Hirschen“, das ist und bleibt speziell bayerisch. „Als Kind auf dem Oktoberfest war ich von den großen Fässern sehr beeindruckt. Jetzt sicher mehr vom Bier.”
https://www.foodhunter.de/ueber-carola-foodhunterin-aus-london/