La Rucola liegt im Zentrum von Sirmone, dennoch bedarf es einen genauen Blickes, um nicht an der kleinen Gasse vorbeizulaufen. Geborgen im Winkel, nicht den Touristen zugewandt, liegt das La Rucola, sternegekrönter Tempel von Gionata Bignotti.
Autor Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter
Es ist Winter, später Mittag, kaum Menschen unterwegs, aber die Restaurantleiterin im Stil Fräulein Klaras aus Heidi stoppt unseren beschwingten Schritt schon an der Eingangstüre. „Sie haben reserviert?“ Ja, haben wir – sogar inklusive Hund, denn Verlagshund Snoopy ist immer dabei.
So gewährt sie uns Einlass ins überschaubare Restaurant, das mit Silber kokett um sich wirft und die steinernen Wände als Erdung des bereithält. Der Service erinnert in Aufmachung und Habitus an Münchens legendäres Kay’s Bistro und wer sich nicht erinnert, dem wollen wir Näheres nicht ausführen. Weitaus wichtiger ist ohnehin die Küche.


Die Dame erhält sie Speisekarte ohne Preise – ist auch besser, murmelt der Foodhunter, denn Sterne haben ihren Preis, auch in Italien. Doch wir werden belohnt. Frisches Brot aller Art, hausgemachte Grissini, dazu ein Gruß aus der Küche, der ein fantastisches Viererlei beinhaltet wie ein feine Erbsencreme im Ei, Tatar mit Kaviar und ein Frucht-Shot. Unser Aperitif, ein Franchiacorta Camossi, ist fantastisch. Ein weiterer Gruss aus der Küche folgt, Seefische auf Chicorée-Stroh mit Pesto. Exzellent.
Als Vorspeisen wählen wir ein Dreierlei von frischen Pilzen, das sich als Offenbarung herausstellt. Die Pilze auf den Punkt, die Sauce gekonnte alte Schule, was nicht verwundert, hat Gionata Bignotti doch seine intensive Lehrzeit bei Heinz Winkler im Tantris vollzogen. Nicht so perfekt der Klassiker Spaghetti mit Vongole Verace, die zwar optisch mit Chilifäden Raffinesse andeuten, aber aufgrund einer viel zu gehaltvollen Buttersauce den Muschelsud nicht nach vorne kommen lassen.


Bei den Hauptgerichten heißt es meckern auf hohem Niveau: sowohl das Lamm mit seiner sensationellen Glasur als auch der Branzino (Loup de mer) beweisen fundierte Kochkunst, einzig diese vermaledeiten Kartoffeln, sie schmecken einfach nie, in Italien so wenig wie in Frankreich.
Völlig satt erleben wir vor der Rechnung noch die Süße. Gionata Bignotti ist ein Meister der Zuckerbäckerei. Zuckrige Blätter, hausgemachte Pralinen, Mini-Törtchen und kleines Gebäck, Noisette-Tütchen, sahnige Cremes in Puppenhaus-Tassen … der Tisch zum Bersten gefüllt. So angesüßt nehmen wir gerne hin, dass dieses Lunch unterm Stern 180 Euro für zwei Personen inklusive Wein und Wasser verschlingt.



LA RUCOLA
Via Strentelle, 3
25019 Sirmione (BS)
Tel. 030 916326
