Foodhunter liebt Olivenöle, gut 25 stehen im Regal der Foodhunter-Küche. Doch die Preisunterschiede und Qualitäten sind immens. Dieter Oberg ist staatlich geprüfter Olivenöl-Tester und wir haben ihn in seinem Sensorik-Labor in Weßling am Ammersee besucht. Zudem sagen wir Ihnen alles über „braten, schoren, frittieren mit Olivenöl“.
Autor Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter
Wer träumt nicht davon: ein Haus in der Toskana oder auf einer griechischen Insel und dazu uralte Olivenbäume, aus denen sich ein eigenes Öl herstellen lässt? Dieter Oberg von der Informationsgemeinschaft Olivenöl sind derartige Hobby-Unternehmer ebenso wenig fremd wie große Discounter. 450-500 Flaschen Olivenöle gehen jährlich bei ihm ein und fast jede Woche ist ein privater Kleinhersteller darunter. „Die Qualität ist grundsätzlich viel besser geworden und der Preis längst nicht mehr das entscheidende Kriterium. Harmonie im Geschmack ist heute das wichtigste Argument.“
Olivenöl im Test: erhitzt und nur in blauen Gläsern
Die Harmonieskala reicht von 0-10 und damit Dieter Oberg mit seiner Meinung nicht alleine ist, holt er sich aus einem Team von 14 weiteren Testern stets kompetente Partner dazu. Die zu testenden Öle – „wir warten immer, bis gut ein Dutzend zusammenkommen“ – werden auf ca. 27°C erhitzt und kommen in blaue Gläser.
„Bei Olivenöl lässt man sich gerne von der Farbe in die Irre führen, denn die Palette reicht von blassgelb bis dunkelgrün, von trüb bis klar, doch Farbe ist ganz und gar unwichtig für den Geschmack. Deshalb die blauen Gläser, da sehen wir die Farbe nicht.“ Dann kommt der interessante Moment – das Riechen und das Kosten. Das ist für Dieter Oberg auch heute noch eine spannende Angelegenheit. Perfekte Fruchtigkeit? Ausgewogen und harmonisch? Eher scharf oder bitter?
Der Verbraucher kann sich nicht aufs Etikett verlassen
Der Verbraucher findet auf dem Etikett leider keinerlei Hinweis, wie das Olivenöl von den Testern eingestuft wird. Der Zusatz „geprüft“ sagt nur aus, dass es geprüft wurde.Wie also findet der Verbraucher sein Lieblings-Olivenöl – ist doch fast jedes „extra virgine“ bzw. „nativ extra“, also kaltgepresst oder kaltextrahiert?
„Olivenöl muss im Grunde wie Wein verkostet werden. Also lieber zuerst eine kleine Flasche kaufen und das Olivenöl pur und kalt über verschiedene Speisen träufeln. Noch ein Tipp: steht auf dem Etikett ‚produziert und abgefüllt von…’ ist das meist ein gutes Qualitätszeichen.“ Von den Sprayflaschen aus Plexiglas rät Dieter Oberg ab. „Die werden am Sprühkopf schnell ranzig. Ein völliger Blödsinn.“
Wenn doch alle Olivenöle irgendwie gut sind, warum dann diese Preisspannen? „Ein Produkt, bei dem bis zu achtzig Prozent der Kosten durch Handarbeit bei Ernte und Baumpflege entstehen, kann nicht billig sein. Beim Olivenöl ist es wie beim Wein: Das Gebiet, die Lage, die Wetterbedingungen, Erntemethoden und natürlich die Menge sind entscheidende Gesichtspunkte für den Verkaufspreis.
Heute werden viele native Olivenöle auch unter Preisgesichtspunkten gemischt und kommen als Mittelmeer- oder EU-Blend auf den Markt. Die Mindestanforderungen an die beste Güteklasse müssen allerdings auch bei diesen Mischungen erfüllt sein. Preiswertere native Olivenöle sind deshalb nicht schlechter – das hängt vom jeweiligen Anspruch ab. Wie gesagt, Olivenöl ist da durchaus mit Wein vergleichbar.“