Speisen im Freien, keine notgedrungene Art des Essens, sondern eine dekadente Laune der gelangweilten französischen Adligen. Bestückt mit Kristall und Porzellan, Silber und Leinen, Decken und Kissen vergnügten sie sich einst neckisch beim Picknick mit allerlei Köstlichkeiten – der kulinarischen wie der leiblichen Art.
Autor Sabine Ruhland,
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So entstammt das Wort Picknick dem französischen „piquer“ (etwas aufspießen) und „nique“ (eine Kleinigkeit), wobei das Wort „niquer“ auch eine andere, sehr viel anzüglichere Bedeutung hat. Wie gesagt, Kulinarik alleine trieb sie nicht ins Freie, die Franzosen. Das Wörterbuch Littre definierte daher im 17. Jahrhundert das Pique-Nique als „eine Mahlzeit, die dem Vergnügen dient.“
Dem Vergnügen dient diese Mahlzeit noch heute, denn immer, wenn wir uns aufmachen, ein Picknick zu begehen, herrscht Vorfreude im Haus. Was lässt sich zaubern aus Obst und Gemüse? Was ist noch im Kühlschrank an Wurst und Käse? Wer macht den Kartoffelsalat und wer kreiert fantasievolle Brötchen? Was Süßes muss mit, was Saures, Wein und Wasser.
Richtiges Geschirr wollen wir dabeihaben, denn Stil muss auch auf der grünen Wiese herrschen, echte Gläser und Besteck. Eine Decke, zwei Kissen, eine Zeitung, ein Buch und Sonnencreme. Vielleicht Federball oder Frisbee, aber auf jeden Fall Backgammon. Eine Thermoskanne Kaffee – antiquiert angesichts der ‚Coffee to go Shops’, aber diese neuspießigen Pappbecher mit Plastikdeckel sind uns einfach zuwider. Dann endlich sind der Picknick-Koffer und eine Tragetasche gepackt und es geht los. Vorfreude.
Wir sind im Glück und das ohne jede Reservierung
Wäre da nicht noch die schwierigste aller Hürden zu nehmen: die Suche nach dem richtigen Platz. Während der Herr des Hauses die erstbeste Stelle als geeignet erklärt, kann es mir nicht perfekt genug sein. Mal stört ein Maulwurfshügel, mal ein Strauch, der die Aussicht versperrt. Dann ist es mir zu laut, zu heiß, zu schattig oder zu feucht. Nach einer guten halben Stunde haben wir schließlich einen Platz gefunden, der Mann an meiner Seite seufzt. Endlich die prall gefüllten Taschen abstellen.
Und wie aus dem Nichts ist plötzlich alles wunderbar. Die Decke, die Kissen, der kühle Weißwein, die feinen Kleinigkeiten. Gläser klirren, die Sonne lacht, kein Mensch weit und breit, Zufriedenheit im Gesicht. Wir sind im Glück und das ohne jede Reservierung. Eines muss man den Franzosen lassen, sie wussten schon immer gut zu leben.