Bei unserem Besuch fährt er das Auto seines Sohnes. Andere seines Amtes greifen da gerne mal zum Chauffeur. Immerhin ist Artur Steinmann (Foto oben links) der Weinbaupräsident Frankenwein und im Aufsichtsrat des Deutschen Weinfonds. 98,2 % aller Mitglieder des Fränkischen Weinbauverbandes haben ihn gewählt. Lässt man seinen Namen fallen, irgendwo in Franken, strahlen die Gesichter. Jetzt wissen wir, warum. Der Mann ist so bodenständig wie innovativ und hat den Blick fürs Ganze statt für sich. So wünschen wir uns unsere Politiker.
Autor Sabine Ruhland, Fotos Foodhunter
“Wenn Sie etwas umsetzen möchten, müssen Sie von Schmitt zu Schmitt reden.” Das hat Artur Steinmann getan, hat sich von Tourismusämtern bis Baubehörde, Planungsreferaten bis hin zu Ministern ausschließlich mit jenen an den runden Tisch gesetzt, die entscheiden können. So entstand ein Gemeinschaftsprojekt, wurden Ressourcen und Gelder intelligent eingesetzt. – “Erst wurden wir von anderen Regionen belächelt, heute um die gute Zusammenarbeit mit Behörden und Ministerien beneidet.” Zu Recht, denn dank dieser Initiative hat sich Franken vom angesehenen Weinbaugebiet zum noch angeseheneren Touristenziel entwickelt.
Waren es 1994 rund 500 Mio Euro, die der Weintourismus dem Land Franken bescherte, sind es heute 3,2 Mrd.
“Guten Wein zu produzieren, ist nur ein Kriterium für Franken. Dass es hier inzwischen die entsprechende Gastronomie und Hotellerie gibt, ausgebaute Rad- und Wanderwege, Genussrouten und Freizeitangebote, macht Franken als Region erst rund.” Natur und Naturschutz, Bäume statt Beton, regionale Produkte fördern – alles gehört in dieses Konzept, für das inzwischen viele Institutionen und Menschen arbeiten. Mit Söder ist Steinmann gut bekannt, auch mit Seehofer und den anderen Politikern aus der Bayerischen Wirtschaft. “Mein gutes Netzwerk ist das größte Plus”, sagt der Präsident, der mit uns entspannt durch die fränkischen Weinberge kurvt.
6.000 ha Rebfläche, 5.000 Betriebe – das fränkische “Weinreich” ist groß. “Relativ”, schmunzelt Steinmann, “Europa bietet insgesamt 4 Millionen ha Rebfläche, Deutschland 100.000. Da scheinen 6.000 ha relativ klein.” Dafür hat Franken 270 Weindörfer, es gibt keinen industriellen Wein, alles ist Handarbeit der Familienbetriebe.
Die erste Qualitätsoffensive unter seiner Regie war “Frank & Frei”. Mitte der neunziger Jahre war das, damals war Artur Steinmann Vizepräsident (1989-1997). Heute sind es 16 “Frank & Frei” Winzer, darunter Meintzinger, Horst Sauer, Sandra Knoll und auch Artur Steinmann. Den M-TH (den neuen Müller-Thurgau) zaubern die “jungen Wilden” oder auch den spritzigen Secco Saignée. Ein erfrischendes Gegenspiel zum Prädikatssiegel “VDP”.
Warum macht Steinmann nicht gleich “in VDP”? Da winkt er ab, jegliche Verknüpfung mit dem Präsidentenamt will er vermeiden. Dabei macht sein Weingut feine Tropfen. Wir jedenfalls werden bei unserem nächsten Besuch in Franken gerne beim “Präsidenten” vorbeischauen, der neben Weingut auch ein Hotel betreibt. Das Pastoriushaus, 1655 erbaut, ist namentlich dem ersten deutschen Auswanderer nach Amerika gewidmet, Franz Daniel Pastorius. Charmante Unterkunft im schönen Sommerhausen.
Weingut & Hotel Artur Steinmann , Plan 4, 97286 Sommerhausen. www.artur-steinmann.de
