von foodhunter
Kategorie: Restaurants

Billesberger. Münchens paradiesischer Bio-Bauernhof

Billesberger. Münchens paradiesischer Bio-Bauernhof
Billesberger Bio-Bauernhof Moosinning

„Ist der nicht schön? Forellenschluss. Habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal angepflanzt und bin selbst ganz begeistert.” Mit breitem Lächeln steht Amadé Billesberger vor den gesprenkelten Salatköpfen, betrachtet sie mit fast väterlichem Stolz. Wie zuvor die sich reckenden Kürbispflänzchen, die sich streckenden Himmelstürmertomaten, den kecken Staudensellerie, die sich im Wind wiegenden Topinambur, den duftenden Rosmarin, die zarten Fenchelfächer, den exotischen Schokoladenpaprika. Physalis hat er, aber die ganz großen, neben roten und schwarzen auch drei lilafarbene Tomatensorten und Bunte Zwerge-Paprika. 

 

Autorin Sabine Ruhland, Fotos ©foodhunter

 

Am Wegesrand wie hingestreut die gelben Senfblüten oder der filigrane Leindotter, am Boden spitzelt der Hirschhornwegerich hervor, da das Franzosenkraut, dort die bunte Gartenmelde. Es gibt Genoveser Basilikum, Magentaspreen, Sojabohnen, Landgurken, fünf verschiedene Zucchinisorten. Ein Hektar Gemüse bester Qualität. Dazu zwei Hektar Kartoffeln. Doch das ist längst nicht alles.

Wir sind auf dem Billesberger Bio-Bauernhof in Moosinning, 30 km von München entfernt.

 

Es ist ein heißer Samstagnachmittag, andere sind längst am See. „Ihr seid schon da? Ich muss nur noch das Heu wenden, dann zeig ich euch alles.” Schon sitzt Amadé Billesberger, den seine Freunde Mogli nennen, auf seinem antiken Traktor. Antiquarisches und Rostiges, Verbogenes und Nostalgisches wird uns noch oft begegnen an diesem Tag, denn Amadé ist nicht nur Slowfood-Mitglied, sondern lebt weitestgehend plastik- und verpackungsfrei.

Kaum hat er das Heu gewendet, fällt ihm ein, dass er nach den Schafen sehen muss. Die sind im Wald, der Weg dorthin führt entlang der Dorfen, die sich gurgelnd durch das Grundstück zieht – schließlich musste sie einst die Billesberger Mühle antreiben. Es geht vorbei an Gemüsebeeten und einigen Getreidefeldern. Nur ein kleiner Teil. Insgesamt bewirtschaftet Amadé Billesberger 80 Hektar und das mit sage und schreibe zwei Auszubildenden. Wie das geht? „Sehr früh aufstehen und gegen 22 Uhr Abendessen, zumindest im Sommer”, lacht er.

Eine kleine Holzbrücke führt über die Dorfen ins Wäldchen. Die Schafe kommen zwar auf seine Rufe, haben aber noch genügend Weidegras und möchten nicht auf eine neue Wiese umziehen. „Dann würden sie mir hinterherrennen oder stünden schon an der Brücke.” Landschaftspfleger sind sie, keine Zuchttiere, einige der Schafe sind 10, 12 Jahre alt.

 

„Die Lämmer allerdings vermarkten wir, aber die bringe ich eigenhändig zur Bioschlachterei Tagwerk. Dort zahle ich ein Mehrfaches fürs Schlachten und Zerlegen, aber das mache ich aus Liebe zu meinen Tieren gerne.” Mogli selbst ist Vegetarier.

 

Im Wald liegt auch der Billesberger Wildkräutergarten: Brennnessel, Scharfgarbe, Spitzwegerich, Löwenzahn, alles essbar. Die Grenzen zu den Nachbargrundstücken hat Amadé dicht bepflanzt. Vogelbeere, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Holler bilden einen dichten Wall, gewähren Wildtieren Schutz und verhindern Erosion.

Für die Bienen ist auch gesorgt: Blühstreifen, Blumengarten und ein Obstgarten hinter dem Wohnhaus lassen es summen. Da locken Cornellkirschen, Apfel- und Quittenbäume, Felsenbirne, Zwetschge, Nashibirne, essbare Eberesche, rote Haselnuss, Walnuss, Rote Johannisbeere, Jostabeeren, Stachelbeeren, Himbeeren.

 

 

Die eigentliche Passion gilt dem Getreide. Amadé Billesberger hat die meisten Hektar für Roggen, Weizen, Hafer, Nackthafer, Emmer, Dinkel reserviert. Die Wolfmühle in Forstinning bei München verarbeitet sein Getreide zu Biomehl (www.wolfmühle.de) und die Lärchenhof Nudel-fabrik in Friedberg (www.laerchenhof-nudeln.de) produziert Billesberger Bionudeln. Mehl und Nudeln kommen in kleinen Edelstahltonnen im Hofladen an, werden nach Kundenwunsch abgewogen und in Papiertüten und Kartons ohne Plastiksichtfenster abgefüllt.

Zeit fürs Abendessen. Wir sind eingeladen. „Wenn ich koche, muss es schnell gehen”, sagt Mogli. Es gibt Salat vom Feld und Perl Emmer Risotto mit Gemüse. Zuvor allerdings geht es auf den Acker, denn wir dürfen mitbestimmen, was es gibt. Besser gesagt, die Natur bestimmt es, denn wir ernten, was reif ist. Wir ziehen Karotten aus der Erde, drehen einem Forellenschluss den Kragen um, suchen die schönste Landgurke, pflücken Senfblüten und Leindotter, schneiden einige Stängel Rosmarin und Thymian, rupfen Knoblauchknollen aus der Erde, und einen lilafarbenen Kohlrabi, entdecken einen Red Giant, stibitzen aus dem Blumengarten eine Taglilie, sammeln Basilikum und Franzosenkraut. Dann werden in der großen Bauernküche die erdverkrusteten Schätze zubereitet.

 

 

Biohof
Amade Billesberger

Ismaninger Straße 22
85452 Moosinning

 

 

 

 

 

 

Arrow right icon