Man nehme heiße Luft und eine Heerschar kritikloser Verbraucher und Medienberichterstatter. Fertig ist die Landebahn für „air up“, eine plump aussehende Plastikflasche, gefertigt in Asien (alles andere als nachhaltig), setze einen Duftring darauf, um dann „Fruchtgeschmack“ durch die Nase einzuatmen. Bei so viel ”Plastik-Müll” bleibt uns die Luft weg.
Autorin Sabine Ruhland,
Foto oben ©pressebilder air up
Ich gebe zu, so viel Aufgebauschtes wie in den letzten 5 Jahren ist mir zum Thema Essen & Trinken noch nicht untergekommen. Es braucht nur zwei Zauberworte: Start-up und Food-Trend, dann rollt der Rubel. Wie umweltschädlich oder hirnlos das Ding auch sein mag. Aktueller Beweis: „air up“. Nachhaltig sei es, Gesundheitsaspekte erfülle es, „leckeren Geschmack“ liefere es, „clean drinking“ wäre es.
Findige Start-ups lassen mich mit Grusel-Fantasien einfach nicht in Ruhe. Das Schlimmste: auch die Medien sind inzwischen unkritisch.
Beim Burda Start-up Day’n’nite hat das Münchner Start-up „Joyce“ den Publikumspreis erhalten, lesen wir. Joyce entwickelt eine Trinkflasche, die pures Wasser nur über Duft aromatisiert. Focus findet es toll, Harper’s Bazaar stellt es vor, Blogs mit schlagkräftigen „Time for Revolution“ Slogans pushen diesen Nonsens und beim Galileo-Beitrag weiß ohnehin keiner mehr, ob er noch bei Pro7 oder schon bei einem Homeshopping Kanal gelandet ist.
Für 30 Euro kauft das „Naivchen“ sein air up-Plastikfläschchen und bunte Aromapads, die pro Stück nur 5 Liter ”vorgetäuschten Fruchtgeschmack“ liefern. Der Nachkauf der Pads lässt den Atem stocken: Knapp 20 Euro für 9 Stück. Schütteln möchte ich diese „nice-to-have-all-this-trendy-stuff-Generation.“
So etwas soll die Welt retten? Das kann niemand glauben.
Jeder von uns hat bereits eine Trinkflasche to go im Haus, fürs Wandern, den Badeausflug, fürs Biken. Aus Aluminium, aus Glas und mit Hülle, vielleicht bereits aus reyceltem Material, mit Henkel oder Netz, praktisch, handlich, zweckmäßig, aber eben irgendwie vergessen …. im Keller oder einer Kiste.
foodhunter-Tipp: man nehme also die gute alte Flasche, befülle sie mit Leitungswasser, presse Zitrone hinein, Limette, Orange, einen Schuss Sirup oder Apfelsaft oder gebe einen Zweig Zitronenverbene oder Minze in die Flasche. Duftet nicht nur und gaukelt Geschmack vor, sondern hat auch welchen und kostet fast nichts.
Auch mit dem air up-Trend wird passieren, was schon vielem blöden Zeugs passiert ist. Erst ein Hype, dann weg damit und vergessen. Auf den Müll, ins Meer oder in die Kiste zu den anderen. Aber den Machern hat es Kohle gebracht und das ist ja der eigentliche Sinn eines Start-ups. – So, jetzt muss ich dringend an die frische Luft!.