von foodhunter
Kategorie: Restaurants

Farm to Table – Rittmeyer serviert auf dem Biohof Ottilie

Farm to Table - Rittmeyer serviert auf dem Biohof Ottilie

Besser geht „Farm to Table“ nicht. Aus dem Boden des Biohofes Ottilie aufgetischt von Jens Rittmeyer. Moderne Küche im Alten Land. Foodhunter-Autor Oliver Zelt war dabei und hat einen besonderen Abend erlebt. 

 

Autor Oliver Zelt, Fotos Farm to Table, Oliver Zelt

 

Von der Ernte bis zum Essen sind es wenige Meter. Die Gäste am Gartentisch schauen direkt auf die Beete, wo vor kurzem noch die Blätter der Kapuzinerkresse wuchsen, die jetzt als dunkelgrünes Sorbet einen knallbunten Salat krönen. Dazu geringelte Bete, fast weißer Kohlrabi, rot-grüner Blattsalat, alles frisch vom Feld.

Besser geht „farm to table“ nicht. Aus dem Boden des Biohofes Ottilie aufgetischt von Jens Rittmeyer. Moderne Küche im Alten Land.

Vom Gewölbekeller seines Restaurants N° 4 in Buxtehude zieht es  Rittmeyer im Sommer ein paar Kilometer weiter an die Elbe, in den Garten des Biohofs Ottilie. Norddeutscher Sommer und Gourmet-Küche im Grünen.

 

 

Champagner als Aperitif ist immer fein. Überraschender ist ein Eisenkrautdrink, eine herb-minzige Entdeckung.

 

Der Garten von Bioland-Bäuerin Kerstin Hintz ist eine Fundgrube für Ungewöhnliches. Rote Bohnen, blaublütiger Borretsch und wilde Rauke, gelbe Radieschen, Ochsenherz-Möhren in Hochbeeten. Geschossener Spargelsalat, der bald gelb blüht, etwas ganz Besonderes, das kein Gourmetservice liefert.

Als Hintz und Rittmeyer sich vor einem Jahr kennenlernten, war der Koch sofort vom dem, was in der Erde und auf den Bäumen wuchs, begeistert. Als die Hofdame sagte, sie habe Verschiedenes anzubieten aber meist nicht mehr als ein, zwei Schüsseln davon, sagte Rittmeyer, „dann gibt es eben jeden Abend etwas Anderes“.  So entstand Farm to Table, in diesem Jahr 9 Abende im Juli und August.

 

 

Auf dem Weg zum Grill lässt Jens Rittmeyer die Gästen mit einem wissenden Lächeln an kleinen gelben Blüten naschen. Schmecken senfiger als Senf. Erstaunlich.Die Senfpflanzen stehen auf einem Blühstreifen, zusammen mit weißem Buchweizen, rosa Malven und violetten Phacelia, auch Bienenfreund genannt. – Nicht nur ein Paradies für Bienen sondern auch für den Koch, der eine facettenreiche Naturküche anbietet.

Zum „Black Welsh Rind“ vom Rost passt nicht nur die im Heu gebackene, rauchig schmeckende Rübe perfekt, sondern findet sich die Frucht des Senfes wieder, in einer sämigen Senfkörner-Apfel-Sauce.

Der acht-Kilo schwere Steinbutt schwamm zwar nicht in der Elbe, ein dänischer Fischer hat ihn in der Ostsee gefangen, aber sein gigantisches Filet findet in eingelegtem Rhabarber und warmer Remoulade mit Zutaten vom Hintz-Hof regionale Begleiter.

Der süße Schluss ist eisig. In einer ausgestochenen und leicht angefrorenen Apfelhälfte lockt ein saures Oxalis-Sorbet. Die Frucht vom Baum heißt „Schöner aus Bath“. Eine alte Sorte, die sich kaum länger als vier Wochen lagern lässt. Ist auch nicht nötig, schmeckt viel zu gut und wächst nur wenige Meter vom der Tafel entfernt.

 

 

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