Es liegt am Ende des sechs Kilometer langen, Auto freien Tals und ist für Natur- und Bergfreunde ein echter Sehnsuchtsort: das Hotel Fex im Oberengardin mit seiner über 100-jährigen Geschichte. 1850 erbaut, stand es zunächst in St. Moritz Bad, wurde 1900 in seine Einzelteile zerlegt und mit Pferdekutschen ins Fextal transportiert. Den historischen Charme und die Einfachheit hat sich das auf 2000 Meter liegende Haus bis heute bewahrt und offeriert im holzvertäfelten Speisesaal feinste Schweizer Küche.
Autor Angelika Frank, Fotos ©foodhunter, Angelika Frank
Für die Küche ist seit wenigen Wochen der neue Chef Giorgio Biavaschi aus Chiavenna verantwortlich, der mit Variationen aus regionalen Produkten verwöhnt wie die klassischen Rösti für die er Biokartoffeln des Albula Tals verwendet und sie mit Bergkäse aus einer Sennerei im Bergell, mit gebratenen Steinpilzen und mit Bresaola-Rosetten serviert.
Der 40-jährige Italiener bringt kulinarisch Abwechslung in das Traditionshaus. Die Polenta komponiert er aus Maisgries und Buchweizenmehl und macht sie so zu einer Delikatesse. Ganz zu schweigen von dem feinen Hirschfilet, das er mit Rosenkohl, Preiselbeeren und einer in Rotwein getränkten Birne serviert. Da hat kaum noch etwas Platz, doch seine Süßspeisen sind legendär: kein Gast, der den Tisch ohne Fexer Nußtorte, das Birnenbrot oder die frischen Wähen (feine Kuchen aus Dinkelmehl), Apfelstrudel oder das Kastanienmousse verlässt.
Kulinarisches Highlight: der Donnerstagabend im Stüva mit Raclette
Das gibt es traditionell mit sauren Gurken, Ananas, Wallnüssen, Silberzwiebeln und einer selbstgemachten Marinade. Der Raclettekäse stammt aus einer Sennerei in Pontresina. Danach ist ein Grappa oder Pflümli empfehlenswert, der von der sympathischen Chefin Eliane Aeschlimann kredenzt wird. – Im Stüva kehren auch gerne VIPs aus St. Moritz ein, zum Glück nur mit Schlitten oder Kutsche, denn private Autos sind in dieser Bergwelt nicht mehr zugelassen.
Mit zwei PS
Die Anreise ins Hotel Fex ist deshalb nur mit dem Hotelbus (für Hausgäste), per pedes (circa 1 Stunde für flotte Wanderer) oder mit dem Schlitten beziehungsweise der Kutsche erreichbar. Wir hatten das Vergnügen vom Kutscher Dionisio und den Pferden Calanda und Lara gefahren zu werden. Trotz heftigen Schneetreibens haben wir die Fahrt auf meditative Weise genossen. Nur mit dem Geräusch der Pferde und Kufen im Ohr, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Es gibt wohl keine schönere Anreise zum Hotel Fex.
«Stille hilft, Gedanken zu vertiefen. Es liegt so eine wunderbare Ruhe in dieser Landschaft. In einem Winter habe ich das erste mal gehört, wie Schnee fällt. Der Klang, kaum vernehmbar, ist der Klang der Stille. Im Fextal, dort herrschen Ruhe und Frieden, dort wird mir immer wieder der Sinn des Lebens bewusst. Da kann ich arbeiten, nachdenken. Ich mache da im Sommer immer lange Spaziergänge, die ideal für mich sind, um zu studieren.» Claudio Abbado
Dem Himmel so nahe – doch nur ohne Handy!
Noch ein kulinarischer Tipp für Skifahrer: Auf dem nahegelegenen Corvatsch gibt es ein fantastisches Panoramarestaurant, das höchstgelegene Restaurant im Engadin. Auf über 3.300 Meter Höhe dem Himmel wahrlich nahe – auch dank der hausgemachten Bündner Spezialitäten wie den Gnocchi mit Haselnussöl, Haselnüssen, Speck und Parmesan.Tipp: Der Kellner übrigens erst, wenn das Handy aus der Hand gelegt wird.
Kutschenfahrten:
www.claluena-sils.ch Tel.: +41 81 826 52 86
Panoramarestaurant Corvatsch auf 3.300 Meter Höhe
http://www.corvatsch.ch/restaurants