von foodhunter
Kategorie: Weine & Destillate

Iphofen, Keuper und ein Weingut der Superlative: Hans Wirsching

Iphofen, Keuper und ein Weingut der Superlative: Hans  Wirsching
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Iphofen macht nicht nur romantisch veranlagte Japaner glücklich. Eine historische Altstadt, umgeben von einer  komplett erhaltenen Wehranlage, jedes Fachwerkhaus liebevoll restauriert und ein Weinbaugebiet, dessen Lagen Weltruf besitzen. – Nicht zuletzt, weil in Iphofen “Hans Wirsching” beheimatet ist, Frankens ältestes und zugleich größtes privates Weingut. Wer hier war, weiß nicht nur, dass der Wein zu den Göttern gekommen ist, sondern auch welcher Wein.

 

Autor Sabine Ruhland, Fotos ©Foodhunter

 

Der Silvaner ist das Aushängeschild der Region, bei Hans Wirsching zeigt er sich mineralisch trocken. “Normalerweise unter 9 Gramm Restzucker, hier sogar unter 4 Gramm”, erklärt Diplom Oenologe Dr. Uwe Matheus und entkorkt in einem der historischen Räume des Hauses die erste Flasche.”Iphöfer Kalb, Silvaner, Kabinett trocken von 2012. Fein, elegant, zurückhaltend, leichter Schmelz und balsamische Noten. “Perfekt zu Fisch, denn der Wein versucht nicht, den Fischgeschmack zu übertönen.” Für 9 Euro eine ganz und gar wunderbare Empfehlung, von der auch die Japaner überzeugt sind, die mit uns an der Weinprobe teilnehmen.

 

Dass der Silvaner – für die Region Franken was der Riesling für die Pfalz ist – noch weitaus mehr kann, zeigt der “Iphöfer Julius Echter-Berg”, Silvaner GG, VDP Große Lage, 2012.

 

Er stammt von einem südexponierten Steilhang, bestehend aus graubraunem und wärmespeicherndem Keuperboden, der dafür sorgt, dass die Trauben lange reifen und hohe Extraktwerte erreichen. Zitrusgelb im Glas leuchtend präsentiert sich der Echterberg Silvaner mit einem fruchtigen Bukett und leichter Mineralik. Am Gaumen zeigt er sich klassisch mit einer angenehmen Frucht, feiner Würze und milder Säure. “2012 war ein sonniger Herbst”, erzählt der Önologe, “hervorragende Bedingungen für den Wein.” – Schillernd und Persönlichkeit genug ist dieser Tropfen, um zum Überflieger zu werden: der Iphöfer Julius Echter-Berg, Silvaner wird die First Class-Passagiere der Lufthansa begeistern.

 

Hans Wirsching, Foto Foodhunter
Diplom Oenologe Dr. Uwe Matheus vermittelt nicht nur Fachwissen, sondern auch die Leidenschaft für den Frankenwein.

 

„Das Beste, was wir tun können, füllen wir in Bocksbeutel”

 

Zum Vergleich bekommen wir den Riesling offeriert. “Iphöfer Julius Echter-Berg”, Riesling GG, VDP Große Lage, 2012. Der Wein zeigt in der Nase ein sehr animierendes feines Bukett mit exotischen Fruchtnoten. Ein eleganter Riesling, der am Gaumen nicht nur Frucht, sondern auch feine Würze und Kräuteraromen spielen lässt.

Es folgt ein “2012 Iphöfer Kronsberg, Scheurebe QbA trocken „Alte Reben“ VDP.Erste Lage”.  Im Duft ausdrucksvoll nach exotischen Früchten wie Mango, etwas Zitrus und Minze. Am Gaumen zeigt sich ein beeindruckend schmelziger Körper mit einer lebendigen Säurestruktur. Die Begeisterung für das Portfolio ist bei allen spürbar. Dr. Uwe Matheus lächelt. „Das Beste, was wir tun können, füllen wir in Bocksbeutel.”

Gut getan, denn während die ganze Welt auf Sauvignon Blanc setzte, machten die Franken “in Scheurebe”.  Erstmal übrigens im Weingut Hans Wirsching gepflanzt, 1952 war das. Die Bezeichnung “Alte Reben” sagt, was es ist: Reben, die älter als 40 Jahre sind. “Die Scheurebe ist eine Kreuzung aus Riesling und der Bukettraube, auch “Silvaner Musqué” genannt, erklärt der Fachmann, schmunzelt und meint: “Idealer Wein zu einem perfekt mariniertem Hamachi oder zu Thunfisch-Sashimi.” Zustimmendes Kopfnicken seitens der Japaner.

 

Hans Wirsching, Foto Foodhunter
Jeder Wein sorgte für Begeisterung. Weinkönigin Marion Wunderlich stand ebenfalls mit fränkischer Weinkompetenz zur Seite.

 

„Nach diesem Wein gibt es nur noch eine Möglichkeit, den Weg in den Himmel.”

 

Dass Dr. Matheus mit diesem Satz nicht ganz unrecht hat beweist ein staubiger Bocksbeutel ohne Etikett. “Nicht käuflich”, lächelt der Önologe, “wir haben damals in weiser Voraussicht 80% der Flaschen im Keller gelagert, nur für uns, nur für besondere Gelegenheiten.”

Dass wir daran teilhaben dürfen – eine Ehre. 199oer Huxelrebe Trockenbeerenauslese vom Iphofer Kalb (Kahler Berg). In der Farbe wie leuchtend roter Bernstein und mehr Säure als es beispielsweise ein Franzose wie der Château d’Yquem besitzt. Das macht den Wein im Alter nicht so schwer. Die tiefe, ungewöhnliche Farbe kommt im Laufe der Zeit, erfahren wir, wenn sich die Moleküle aneinander lagern, sich vergrößern und damit für eine andere Lichtbrechung sorgen. Wir kosten schweigend. Hingerissen. Fasziniert. “Da könnte man sich doch vorstellen, dass ein deutscher Wein ein ewiges Licht hat”, sinniert der Önologe.

 

Hans Wirsching, Foto Foodhunter
Das Beste zum Schluss. Huxelrebe Trockenbeerenauslese von 1990. Jeder Schluck ein Himmelsglück.
Hans Wirsching, Foto Foodhunter 6
Alte Keller im Weingut Wirsching – das genaue Datum des Hauses weiß man nicht, alte Balken lassen sich allerdings auf 1530 datieren.
Hans Wirsching, Foto Foodhunter 7
Alt trifft Neu. Die Fässer sind “Pieces”, 225 Liter
Hans Wirsching, Foto Foodhunter
Dr. Heinrich Wirsching begrüßt häufig Gäste aus aller Welt. Die Weine seines Hauses besitzen überall einen hervorragenden Ruf
Hans Wirsching, Foto Foodhunter
Zur alten Probierstube ist ein moderner Ausschank dazugekommen.

 

 

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