von foodhunter
Kategorie: Restaurants

Wirtshaus zur Emerenz. Ein Gedicht, dieses Essen

Wirtshaus zur Emerenz. Ein Gedicht, dieses Essen

Mehr Bayerischer Wald geht kaum. Schiefweg, 1 km von Waldkirchen entfernt, rund 30 km hinter Passau. Kopfsteinpflaster, Dorfplatz, Brunnen. Eine Bushaltestelle, ein Schützenhaus und einen gelben Postkasten gibt es auch – und das Wirtshaus zur Emerenz. 

 

Autorin Sabine Ruhland,
Fotos ©Foodhunter 

 

Bilderbuch und Puppenstube sind die Worte, die dem Erstling einfallen, wenn er den schmucken Bauerngarten durchquert, begrüßt von knorrigen Mostbirnbäumen, unter deren prall behängten Armen die Tische stehen.

Die Karte ist klein, dafür ist alles täglich frisch gemacht. “Na, den Rehbraten gibt’s heit ned”, hören wir die Bedienung am Nebentisch sagen, „da Jaga war seit letzter Woch’ nimmer da.”  (Für alle Nicht-Bayern: “Nein, den Rehbraten gibt es heute nicht, weil der Jäger seither nicht mehr da war.”)

Dafür gibt es Rana-Knödel, Knödel gefüllt mit Rote Bete, einen Kalbsbraten mit Semmelknödel, herrliche Salate – endlich mal ein Wirtshaus, das uns nicht mit dieser Essig-Zucker-Plörre auf geschnipselten Möhren und Mais zum Wahnsinn treibt – es gibt Backhendl und Bröselfetz’n. Dahinter verbergen sich 2 kleinere Wiener Schnitzel, was dem traditionellen Gericht etwas Elegantes verleiht. Es gibt Tiroler Krasspressknödel und ein Filet vom Donau-Zander. Das war’s.

Der Wirt ist Österreicher, macht alles frisch, was durchaus längere Wartezeiten bedeutet, doch das ist es wert.

 

Frau Emerenz, Waldkirchen, Foto Sabine Ruhland, www.foodhunter.de

Frau Emerenz, Waldkirchen, Foto Sabine Ruhland, www.foodhunter.de

Frau Emerenz, Waldkirchen, Foto Sabine Ruhland, www.foodhunter.de

 

GUT ZU WISSEN

* Emerenz Meier zählt zu den bedeutendsten Dichterinnen Bayerns.
* 1874 im niederbayerischen Schiefweg geboren, starb sie mit 53 Jahren fern der Heimat, in Chicago.
* Emerenz Meiers Gedichte und Geschichten aus dem Alltag der einfachen Leute wurden schon zu ihren Lebzeiten gern gelesen; die Autorin galt als Naturtalent.
*  Zwar fand sie in Chicago eine neue Heimat – doch vor allem durchlebte sie dort das tragische Schicksal einer Emigrantin, deren Hoffnungen sich nicht erfüllten. Sie schrieb nur noch für sich selbst, lag im verbalen Krieg mit den Mächtigen ihrer Zeit und schickte Briefe voller Bitterkeit und Heimweh nach Hause.
* Emerenz’ Tod am 28. Februar 1928 in Chicago war eine Erlösung für die schwerkranke Emigrantin.
* Das Museum „Born in Schiefweg“ im ersten Stock des Wirtshauses ist geöffnet Mi-So 10-20 Uhr, Eintritt 4 Euro.

 

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