Wie ein auf der Kaimauer gestrandeter Kahn liegt die Oberhafen Kantine in der Stockmeyerstraße an der Südseite des Oberhafens in Hamburg. Alles ist schief, wenn man den kleinen Wirtsraum betritt, besonders, wenn es gelingt, in das erste Obergeschoss zu gelangen, dem Vorratsraum aus den Zwanziger Jahren auf drei mal siebeneinhalb Metern. Nur Schwindelfreie kommen die schmale Wendeltreppe hinauf.
Autor Karin Lochner, Fotos Peter von Felbert
Unten ist die Kneipe, hier oben die gute Stube mit englischen Tapeten. Von den Fenstern aus, so scheint es, lassen sich die auf der Oberhafenbrücke fahrenden Züge mit der Hand berühren. Schon vor dem ersten Bier fühlt sich jeder wie ein beschwipster Matrose auf Landgang. Kein Wunder, dass dieser außergewöhnliche Imbiss eines der beliebtesten Hamburger Fotomotive ist.
Weil es so nah am Wasser steht, erlebt das Gebäude immer wieder Hochwasser, das seine Mauern umspült wie ein Ruderboot. Das Haus hat so eine Schlagseite, dass sich jedermann wundert, dass der TÜV das Restaurant überhaupt zugelassen hat. Doch die Oberhafenkantine steht standhaft seit 1925 und gilt als eine Hamburger Institution. Noch dazu, da die Küche gut ist, was wahrlich nicht jedem Imbiss nachzusagen ist. Alles ist selbst gemacht und frisch zubereitet, die Kartoffeln von Hand geschält, die Frikadellen von Hand geknetet. Köstlich, das traditionelle Labskaus, perfekt die Bratkartoffeln und das saftige Hamburger Rundstück. Passend zur ehrlichen norddeutschen Hausmannskost gibt es weder Cappuccino oder Latte macchiato, sondern, wie es sich bei einem Imbiss für Matrosen gehört, Filterkaffee. Richtig guten Filterkaffee. Aus einer eigens zusammengestellten, immer frisch gerösteten Bohnenmischung.
Oberhafen-Kantine, Stockmeyerstraße 39, 20457 Hamburg, Tel. 040/32809984, Mo-So ab 12 Uhr durchgehend, www.oberhafenkantine-hamburg.de