Jeden Sonntag verkaufen Slowfood-Produzenten im Innenhof des luxuriösen 5-Sterne-Hotels Rosewood London in High Holborn ihre Lebensmittel – und auf dem Hoteldach gedeiht Grünzeug zum Essen. “Auch wenn wir heute rund um die Uhr beschäftig sind, ist es immer noch die Zeit und das Interesse für etwas, das uns wirklich am Leben erhält.”
Autor Carola Kühnl, Fotos Carola Kühnl, Rosewood London
Der Wochenmarkt im Rosewood London ist der einzige seiner Art in London, es wird ausschließlich Handel mit Slowfoodprodukten betrieben. Alle Anbieter erfüllen strenge Kritierien, jedoch ohne Logo und Etikett. „Slowfood ist eine Lebenseinstellung, eine Art und Weise zu essen, die Natur zu schmecken und nicht das Label“, so ein überzeugter Shane Holland, Slowfood-Vorstand von UK und London.
Slowfood steht für gute und faire Produkte und hinter regionalen Produzenten. Auch Das 5-Sterne-Hotel Rosewood London lebt mehr und mehr den Slowfoodgedanken. Seit März verleihen hölzerne Marktbuden jeden Sonntag von 10. bis 15.30 Uhr dem Innenhof Charme und Charakter. Ebenso Executive Chief Amandine Chaignot der exquisiten Restaurantküche.
Die 36-jährige Küchenchefin aus Frankreich wurde erst vor kurzem Mitglied von Rosewood London . „Sie kochte sich mit Leidenschaft durch internationale Küchen. Wurde Chef-Assistentin beim renommierten Kochwettbewerb in Lyon „Bocuse d’Or und jetzt sollen ihre Gäste einen unverfälschten Geschmack auf der Zunge erleben. Sie teilt gerne mit anderen, sogar mit mir die letzte Flasche Saft von der alten Williamsbirne, liebt den Frühling, die Abwechslung, probiert sich und neue Gerichte gerne aus – mit viel Butter, ganz auf die französische Art eben – und hält am Kreislauf der Natur fest. Küchenabfälle werden strikt kompostiert. Und: sie hat immer Hunger – auf Neues.
Rund 60 Essen gehen täglich über den Küchenpass. Eine kleine, aber feine Menge. Nicht alle Lebensmittel tragen den Gedanken von Slowfood in sich, die Art und Weise der Verarbeitung und Zubereitung hingegen schon. Auch die Weinkarte offeriert edle Tropfen, die nachhaltig hergestellt sind und auch nachhaltig die Sinne anregen. Viel Unterstützung bei der Umsetzung des Slowfood- und Livingmarktes hat Rosewood London von Shane Holland bekommen, dem busy Chairman.
Er freut sich, wenn ihm die Dinge über den Kopf wachsen wie die Kräuter auf dem Hoteldach
Sein Job als Unternehmensberater lässt ihn gut existieren, doch wirklich aufblühen, Slowfood. Shane selbst hatte schon ein eigenes Restaurant. Zwölf Jahre ist das her. Persönlichkeiten aus dem Showbusiness und der Politik sind bei ihm abgestiegen. „Unsere Menüs zog sie an. Und die Möglichkeit, sich ganz zurückzuziehen. Wir waren ein sehr diskreter Laden.“
Einige der Aussteller von Rosewood London sind auch auf Borough Market zu finden. Ein Frischeparadies aus über 150 Anbietern. Bereits 40 davon sind Slowfood-Mitglieder. Eingefleischte, die mitunter ganz vergessen, ihre Mitarbeiter über die Hintergründe und die Philosophie aufzuklären. „Slowfood? Kenn‘ ich nicht,” gab mir schon eine Verkäuferin zur Antwort, mit der Slowfood-Schnecke auf dem Rücken.
Zeit schmeckt süß wie ein reifer Apfel. Und Geschmack fängt da an, wo Technik aufhört. Das will auch Rosewood London mit dem Slowfoodmarkt erreichen. Keine virtuelle Plattform sondern ein lebendiges Marktgeschehen mit respektvollem Austausch zwischen Käufer und Verkäufer soll sich entwickeln. Im Erdgeschoss des Hotels wird auch während der Marktzeiten eine Kinderbetreuung durch zwei Tagesmütter gewährleistet.
Übrigens: Shane erzählte mir noch von einem originellen Typ hier in London, der bei sich daheim in der Garage Käse macht. Nicht umsonst heißt er wohl „the wildest cheesmaker“. Ich mache mich auf die Suche nach ihm. Bleibt dran!
http://www.rosewoodhotels.com/en/london
https://www.foodhunter.de/ueber-carola-foodhunterin-aus-london/